Die Berlinale-Kolumne (5):Die Aufschneider

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Sharon Stone, Richard Gere und jetzt auch noch Jeff Goldblum: Die Stars auf der Berlinale haben den Trend zum Tasteninstrument erkannt und spielen abendlich und öffentlich Klavier. Natürlich klatschen alle. Blöde Angeber, findet unser Kolumnist.

Juan Moreno

Halbzeit auf der Berlinale. Gibt es Tendenzen, Richtungen, Entwicklungen? Ja, gibt es. Trend geht zum Tasteninstrument. Immer mehr Stars nutzen Tasteninstrumente für Promotionszwecke.

Jeff Goldblum und Nina Kronjäger bei der Premiere des Films "Die Aufschneider" auf der Berlinale- (Foto: Foto: dpa)

Jeff Goldblum, bekanntester Filmsatz: "Das ist typisch Frau, müssen alles anfassen, sonst glauben sie es nicht" (Jurassic Park), sympathischster Interviewsatz: "No pay, no Goldblum." Goldblum also, war auf der Premierenfeier von "Zwei Tage in Paris" im Maritim. Irgendwann setzt sich dieser große Mensch ans Keyboard und legt los.

Goldblum unplugged, live. Saal begeistert. Blöder Angeber. Klar, bei einem Megastar klatschen alle, aber wenn man selbst mal würde, so spontan, als Niemand auf einer Premierenfeier, zum allgemeinen Amüsement, so spontan auf die Bühne und hübsch mal den Flohwalzer. Das geht dann nicht. Kloppe gäbe es. Unterschied Star - Nichtstar sehr markant bei dieser Gelegenheit.

Summertime hat er gespielt. Passt prima zum Februar in Berlin. Neben Jeff: Julie Delpy. Regisseurin und Autorin von "Zwei Tage in Paris". Typische Und-Frau. Und wunderschön. Und nett. Und klug. Und ein Grund, warum Franzosen arrogant sein dürfen. Und so weiter.

Schaute mit sechs Godard-Filme, trotzdem: Für eine Französin beim Film, richtig, richtig nett. Schönster Filmsatz: "Ich kenne glückliche Paare - ich glaube, die lügen sich an." Sympathischster Interviewsatz: "Ich fahr' nicht auf die Bahamas. Ich hasse Inseln. Ich fahr' in die Bretagne. Da ist es kalt und es regnet."

Zweiter Instrumenten-Missbrauch. Sharon Stone. Hat wohl gerade "Die fabelhaften Baker Boys" gesehen (bester Dialog: "Du siehst gut aus." "Siehst Scheiße aus." "Nein, im Ernst, ich meine das so. Du siehst gut aus." "Ich meine das auch so. Du siehst Scheiße aus."). Stone bestieg gestern Flügel für die Kinder in Darfur. Man erinnerte sich in dem Moment an ihren besten Filmsatz: "Sie wissen sehr viel von mir, Sie wissen, dass ich keine Unterwäsche trage."

© SZ vom 14.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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