David Bisbal:Viel Amor um Nichts

Lesezeit: 2 min

David Bisbal hat in Spanien und Lateinamerika bereits über 5 Millionen Platten verkauft. Am Montag war er im Münchner Skyline, von wo aus er Deutschland erobern will.

Philipp Mattheis

Das Skyline in München-Schwabing ist ein exklusiver Club. Hier ist München nicht nur Schickimicki, sondern auch Goldkettchen, Mit-Turnschuhen-kommst-du-hier-ned-rein und Fitnessstudio-Pflicht.

Das Skyline liegt an Münchens Prollmeile, der Leopoldstraße, wo junge Menschen - ebenfalls mit Goldkettchen - ihre Wochenendleihautos spazieren fahren und mit Damen, die noch vor zwei Jahren Buffalo-Schuhe trugen, ein Eis essen. Und ausgerechnet im Skyline hat Latino-Star David Bisbal seinen ersten Auftritt in Deutschland.

Männliche Shakira

David Bisbal ist 27 Jahre alt und verfügt über all die Attribute, die man einem Latino-Star zuschreibt: Er hat eine Dauerwelle mit blonden Strähnchen, kann mit seinem Becken anzügliche Bewegungen machen, weshalb ihn manche als "männliche Shakira" betiteln, und hat eine Schmacht-Stimme, die junge Frauen zu akkustischen und anderen Höchstleistungen treibt.

Der junge Mann hat bereits über fünf Millionen Platten verkauft, in Spanien und Lateinamerika. Zwei "Diamond Awards", zwei Platin- und acht goldene Schallplatten hat er angehäuft. Über den Erfolg ist er natürlich glücklich. "Ich möchte mit der ganzen Welt singen und tanzen!", sagt er.

Nun soll David Bisbal auch Deutschland erobern. Der Feldzug soll, so hat es Label Universal arrangiert, im Skyline beginnen.

Um 20 Uhr schimmert die Mahagoni-Bar in der Abendsonne, eine kaffebraune Schönheit nippt an ihrem Gin Tonic und der Ausblick über die Dächer Schwabings ist mindestens großartig. So schlimm ist es ja gar nicht, das Skyline, denkt man sich. Sagen möchte man: Freu Dich, Du bist in Spanien! und die beglückende Erkenntnis erlangen: Wirklichkeit und Barcadi-Werbung sind nicht so verschieden.

Viel Corazon und Amor

Doch der Traum zerplatzt schnell. Als Einstimmung auf den Hauptact dudelt Musik von Enrique Iglesias oder Ricky Martin. Jedenfalls Songs, deren Kernbotschaft sich um die Wörter "Amor" und "Corazon" dreht. Wörter, die man spätestens nach einer halben Stunde nicht mehr hören möchte, in dieser Lautstärke schon gleich gar nicht.

Das musikalische Vorspiel zieht sich über eine Stunde hin. Erträglich bleibt die Zeit wegen der servierten Häppchen, der schönen Menschen und dem Ausblick.

Der Act beginnt mit zwei Damen von der Plattenfirma Universal, die betonen, sie wollen sich kurz fassen. Das tun sie auch. Dann kommt der Star und die schönen Menschen - die weiblichen - kreischen. Bisbal lächelt und betritt die Bühne.

Dann singt Bisbal, mal auf Englisch, mal auf Spanisch. Seine Hand ist meist in Schrittnähe. Die schönen Menschen stehen ganz vorne an der Bühne, schreien "David" und singen die Refrains mit. Bisbal schüttelt seine Lockenpracht und als er eine Ballade anstimmt, sieht er richtig traurig aus.

Jemand vom Fernsehen ist auch da und bei dem Gassenhauer "Ave Maria" tanzen sogar ein paar Menschen in den hinteren Reihen. Die, bei denen man sich sicher ist, dass sie nicht vom Plattenlabel dafür bezahlt werden.

Bisbal singt live, mit dabei hat er einen Pianisten und einen Gittaristen. Nach fünf Liedern gibt er eine Zugabe - wieder "Ave Maria" und die Mädchen in der ersten Reihe singen mit. Am Ende sagt er, dass er diesen Abend nie vergessen wird, weil es ja sein erster in Deutschland war und man das erste Mal ja nie vergesse.

Er sagt "Dankeschön" mit spanischen Akzent und es gibt nochmals Fotos, Shakehands mit Presseleuten und Schulterklopfen mit Fotografen. Man kann ihn nicht nicht nett finden und ist sich sicher, dass David Bisbal auch in Deutschland großen Erfolg haben wird. Denn: Er kann singen, sieht gut aus und macht alles richtig.

Ach ja, und die Musik: Die klingt wie die von Enrique Iglesias. Das ist nicht weiter erstaunlich, denn hinter Bisbals Erfolg steckt ein Team unter Leitung von Brian Rawlings, das auch für den weltweiten Durchbruch von Iglesias verantwortlich war.

Wer den nicht mochte, der braucht sich auch nicht für David Bisbal interessieren. Und für das Skyline übrigens auch nicht.

(sueddeutsche.de)

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: