Das ist schön:Kleine Nachtmusik

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Der Club "Jazzkombinat" kämpft um Konzertgenehmigungen

Von Oliver Hochkeppel

Die Sehnsucht war offenbar groß, das Echo jedenfalls gewaltig, als das "Jazzkombinat" vor einer Woche mit seinem Donnerstag-bis-Samstag-Programm an den Start ging, ein - man höre und staune - neuer Jazzclub in München. Eine lange überfällige Erweiterung des Spektrums zwischen Unterfahrt und Vogler, vor allem für die chronisch unter dem Mangel an Auftrittsorten leidenden einheimischen Jazzer. Ein wunderschöner Keller mit perfekter Lage in der Tumblingerstraße, ein schön ausgedachtes Programm - der Bassist Jerker Kluge hatte da ein grandioses Plätzchen gefunden und alles fein bereitet. Wenn nicht vor der Kunst noch das Kreisverwaltungsreferat gekommen wäre. Natürlich muss man Live-Musik dort anmelden, und Kluge hatte das den Betreibern des Restaurants "Chois", bei denen er da Unterschlupf gefunden hatte, schon vor Monaten gesagt. Leider wurden die dann aber erst Tage vor dem ersten Konzert beim KVR vorstellig. Also ging es ohne Genehmigung ins erste Konzert, beim zweiten kam die Polizei, um alles aufzunehmen, die Opening-Jam-Session tags darauf sagte Kluge dann lieber ab.

Jetzt muss man das Kind also gemeinsam wieder aus dem Brunnen hochholen. 24 Mal darf jedes Restaurant im Jahr Live-Musik spielen lassen, das hat das KVR auch dem "Chois" inzwischen bestätigt. Kluge hat also erst einmal die Samstage gestrichen, bis Ende des Jahres sind die Donnerstage und Freitage also gesichert. Allerdings geht es schon um 20.30 Uhr los, mit nur einem Set bis maximal 22 Uhr. Denn wie es in München gute Sitte ist, hat sich auch ein Anwohner über die Jazzmusik beschwert - die unverstärkt tief unten in einem Gewölbe vor gut 100 Zuhörern gespielt wird, in dem sich mal eine Disko mit 23-Stunden-Genehmigung für 500 Gäste befand. "Viele Besucher haben aber gesagt, sie finden den früheren Beginn prima", berichtet Kluge. Er hat jetzt gut ein halbes Jahr Zeit - von Januar an können ja in jedem Fall wieder erst mal 24 Konzerte laufen - um eine Nutzungsänderung zu bewirken, damit dort offiziell ohne Einschränkung musiziert werden darf. Dann gäbe es doch noch ein Happy-End für das dringend nötige "Jazzkombinat". Das wäre schön.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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