Das ist schön:Eichhorn vorn

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Der lokale (Buch-)Handel vernetzt sich

Von Antje Weber

Der Teufel ist ein Eichhörnchen, besagt ein Sprichwort. Auch die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann schrieb den flinken Tierchen nichts Nettes zu: In ihrem Hörspiel "Der gute Gott von Manhattan" brachte sie einst zwei Eichhörnchen unter, Billy und Frankie, und die führten weiß Gott nichts Gutes im Schilde. Für Ilona Schönle hingegen ist das Eichhörnchen ein "schlaues, neugieriges Tier", dessen Emsigkeit sympathisch wirkt. Vor einigen Tagen war die Geschäftsführerin von "Buy local", dessen Logo ein niedlicher Nussnager ziert, in den Räumen des Verlags C. H. Beck zu Gast - und sie hatte nichts Geringeres im Sinn als eine "Eichhörnchenoffensive".

Gemeint ist damit eine "Mittelstandsoffensive", und die wirkt tatsächlich eher sympathisch als teuflisch. "Buy local" will bundesweit und branchenübergreifend lokale Einzelhändler verbinden, die sich gegen die Verödung der Innenstädte stemmen. Es sind kleine Unternehmen, bei denen sich in der Regel die Inhaber selbst für Qualität verantwortlich fühlen, lokale Produkte bevorzugen und faire Arbeitsbedingungen bieten. Dafür bekommen sie ein Gütesiegel mit Eichhörnchen - und den Rückhalt einer Gemeinschaft. In München sind "Kunst und Spiel" und "Suckfüll" dabei, aber auch die Buchhandlungen Lehmkuhl und Literatur Moths. Und was hat ein Verlag wie C. H. Beck damit zu tun? Ebenso wie Piper, der Konzern Random House sowie die Volks- und Raiffeisenbanken unterstützt er die Initiative, die vor einigen Jahren im Buchhandel entstand und derzeit vom Verein zur Genossenschaft mutiert, vor allem finanziell. Die Angst ist offensichtlich groß, dass angesichts steigenden Online-Handels bald gar kein kleiner Laden mehr gedeiht, in dem sich Bücher oder auch Schrauben kaufen lassen.

"Buy local" ist nicht die einzige Initiative, die dieser berechtigten Angst etwas entgegensetzen will. Was den Buchhandel angeht, so agiert in München zum Beispiel seit einiger Zeit die Firma MChoice AG, die eine App namens LChoice entwickelt hat. Mit deren Hilfe bestellt man ein Buch zwar virtuell per App - doch direkt beim nächstgelegenen Laden, wo man es am folgenden Tag auch abholen kann. All solchen Versuchen kann man nur Erfolg wünschen. Noch ist eine Initiative wie "Buy local" in München eher am Anfang, mühsam nährt sich bekanntlich das Eichhörnchen. Letztlich wird es wie immer Sache der Kunden sein, das Engagement der Einzelhändler zu würdigen oder nicht. Es wäre jedenfalls schön.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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