Das ist nicht schön:Billig

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Seerosenkreis: Die Preisträger zahlen die Zeche selbst

Von Evelyn Vogel

Anerkennung ist schön. Kaum einer, der solche Seelenmassage nicht als angenehm empfände. Bei öffentlichem Lob scheiden sich die Geister in extrovertierte und introvertierte. Der eine blüht mit jedem lobenden Wort auf, der andere schlägt verschämt die Augen nieder. Ist die Anerkennung mit einer öffentlichen Auszeichnung verbunden, nehmen die Geehrten dann aber doch zumeist stolz wie Harry die Würdigung entgegen.

Nun gut, es gab immer wieder Fälle, in denen Persönlichkeiten die Preise abgelehnt haben. Der vielleicht bekannteste ist der des Schriftstellers Jean-Paul Sartre, der 1964 das Nobelpreiskomitee abblitzen ließ, weil er generell keine Auszeichnung annehmen wollte. 2008 wies Marcel Reich-Ranicki recht medienwirksam in einer Wutrede am Ende einer langatmigen Veranstaltung zur Verleihung des Deutschen Fernsehpreises diesen zurück, weil er sich mit dem "Blödsinn", wie er die an dem Abend bis dahin präsentierten Beiträge nannte, nicht identifizieren mochte. Etwas kurioser ist der Fall des Schweizer Künstlers René Zäch, der 2012 auf einen Preis des Kantons Solothurn verzichtete, weil ihm die Einladungskarte zur Verleihung nicht gefiel. Sie sei ein "lausiges, dilettantisches Produkt". Doch ohne Erscheinen bei der Preisverleihung kein Preis und damit auch kein Preisgeld. Immerhin verzichtete Zäch da auf 20 000 Schweizer Franken. Dieses Sümmchen ist für einen Künstler kein Pappenstiel.

Damit kann der Münchner Seerosenpreis nicht mithalten. Er ist mit 4000 Euro dotiert und mit einer 14-tägigen Ausstellung verbunden. Die zwei ausgezeichneten Künstler müssen sich die Summe teilen, jeder erhält also 2000 Euro. Große Sprünge, kann man damit nicht machen, aber es ist wenigstens nett. Weniger nett ist jedoch, dass die Geehrten von dem Preisgeld - gestiftet von der Landeshauptstadt - die mit der Auszeichnung verbundene Ausstellung selbst ausrichten müssen. Der Raum wird zur Verfügung gestellt, aber Transportkosten, Vernissage-Bewirtung und der Versandt der Einladungskarten gehen auf Kosten der Künstler. Welch ein Glück, dass der Verein Seerosenkreis, in dessen Namen der Preis vergeben wird, wenigstens die Einladungskarten entwirft und druckt. Mit diesen scheinen die Seerosenpreisträger - in diesem Jahr Stefanie Unruh und Dieter Villinger - durchaus einverstanden gewesen zu sein. Jedenfalls haben sie den Preis angenommen. Doch über die Rahmenbedingungen sollte die Stadt noch einmal nachdenken. Denn die sind nicht schön.

© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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