Das ist nicht schön:Anschlag

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Schwer zu finden: Jan Deichmanns Graffiti-Porträt "Elser". (Foto: Jan Deichmann)

Selbst wer sucht, findet ihn kaum: Georg Elser im Gasteig

Von Sabine Reithmaier

Schon fein, dass das Gedenken an Georg Elser auch in München allmählich Fahrt aufnimmt. Lang genug hat es ja gedauert, und die zähen Debatten, die sich vor all die kleinen Würdigungen des Hitler-Attentäters schoben, sind unvergessen. Als ersten Schritt erhielt er 1989 eine Bodenplatte zwischen Gasteig und Gema genau an der Stelle, wo einst der Bürgerbräukeller stand. Acht Jahre später ehrte man ihn mit dem Georg-Elser-Platz an der Türkenstraße. 2009 folgte an der Wand der Schule in derselben Straße die Neon-Installation Silke Wagners, bis heute die gelungenste Form des Gedenkens: Jeden Abend leuchtet eine Minute lang das Datum des 8. November 1939 auf, genau um 21.20 Uhr, dem Zeitpunkt, als im Bürgerbräukeller die Bombe explodierte.

Inzwischen hat auch das neue NS-Dokuzentrum Elser gebührend würdig eingereiht zwischen all die Menschen, die Hitler ausschalten wollten. Verständlich, dass das Münchner Kulturzentrum Gasteig nicht mehr nachstehen wollte und beschloss, die bislang nur biografischen Angaben zu Elser, die in einem Leuchtkasten an einer Außenwand flimmern, durch künstlerische Beiträge zu ergänzen. Seit dieser Woche hängt dort ein - zugegeben - nicht gerade atemberaubendes Graffiti-Porträt, das der Münchner Street-Art-Künstler Jan Deichmann nach einem Foto Elsers gefertigt hat. Daneben hat Johannes Grützkes Radierung "Wie Elser die Bombe baute" ihren Platz gefunden.

Zu viel Erinnerungsarbeit ist den Besuchern des Hauses aber nach Ansicht der Verantwortlichen anscheinend nicht zuzumuten, weshalb sie sich Mühe gaben, die Bilder so zu platzieren, dass sie möglichst niemanden stören. Die rote Klinkerwand hilft da natürlich mit, der Verzicht auf jegliche zusätzliche Beleuchtung ebenfalls. An der dunklen Wand im Erdgeschoss eilen überwiegend Studierende der Musikhochschule vorbei. Wer Konzertsäle oder Bibliothek erreichen will, nutzt andere Wege. Erinnerungsarbeit also, die niemanden wehtut und überhaupt nichts bringt. So viel Gleichgültigkeit Georg Elser gegenüber macht zornig. Das ist nicht schön.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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