Damals und heute:Einmal Punk, immer Punk

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Das Debütalbum der Starnberger Band "A+P" aus den Achtzigern ist kürzlich neu erschienen

Von Dirk Wagner

"Super Punk-Dasein: reiche Kinder aus Starnberg, Vertrag mit Ralph Siegel - und die eigene Mutter am Bühnenrand." So hatte Florian Pröttel einst die Karriere seiner Starnberger Punkband A+P kommentiert. Als seine Brüder und er 1979 die Band gründeten und vom Schlagerproduzenten Ralph Siegel auf einem Major-Label veröffentlicht wurden, waren Florian und sein ebenfalls mitspielender Zwillingsbruder Michael erst 14 Jahre alt. Also begleitete die Mutter die Jungs auf ihren Konzerten, die vor allem in der Schweiz stattfanden. "In München hatten wir kaum Auftritte", erinnert sich der ältere Bruder und A+P-Sänger Philipp Pröttel. "Zum einen, weil es hier nicht so viele Orte für Punk gab. Zum anderen, weil uns viele Münchner Punks damals nicht ernst nahmen." Der Animal Crackers-Gitarrist Lenz Lehmair weiß sogar von einem gemeinsamen Konzert seiner ersten Band mit A+P in Petershausen zu berichten, wo Punks protestierten, weil A+P mit ihrer Zusammenarbeit mit Siegel den Punk verraten hätten.

Heute tritt die Starnberger Punkband "A+P", die 1979 gegründet wurde, wieder auf. (Foto: Michael Pröttel)

37 Jahre später geben die Starnberger am kommenden Samstag ihr einziges Konzert im ausverkauften "Druckluft" in Oberhausen. Anlass ist die Wiederveröffentlichung ihres von Siegel produzierten Debütalbums beim Duisburger Label Plastic Bomb. Die Labelchefin Ronja Schwikowski staunt über den Kultstatus von A+P, die ohne Internetpräsenz und ohne Werbung den vierhundert Zuschauer fassenden Club binnen kürzester Zeit ausverkauften. "Es war der Wunsch der Band, das Konzert so klein zu halten", betont sie. Der Sänger Philipp Pröttel rechtfertigt Entscheidungen wie diese damit, dass es beim letzten Reunion-Konzert 2010 im Münchner Feierwerk zu einem solchen bundesweiten Ansturm kam, dass A+P, von der Polizei aufgefordert, das Konzert bereits nach drei Stücken abbrechen mussten. Einige angereiste Fans ohne Eintrittskarten hatten versucht, die Seitentür aufzustemmen. "Das Problem hatten wir öfters. Neunzig Prozent der Zuschauer kommen wegen der Musik, und zehn Prozent machen Krawall", sagt Pröttel.

Dieses Foto der Band "A+P" wurde vor circa 35 Jahren aufgenommen. (Foto: Michael Pröttel)

Weil ihr Song "Dachau" aus dem Jahr 1980 auch noch als Rechtsrock fehlinterpretiert wurde, kamen in Zürich auch mal Nazis zum Konzert. "Wir spielen nicht für Arschlöcher", rief Michael Pröttel von der Bühne der Roten Fabrik, nachdem der Aufforderung, die Nazis rauszuwerfen, nicht nachgegangen wurde. Wieder brachen A+P das Konzert ab.

Wegen derlei Missverständnissen hatte Siegels Plattenfirma das Debütalbum in einer zweiten Auflage ohne den Dachau-Song veröffentlicht. Bei Plastic Bomb erscheint es nun wieder mit dem angefeindeten Song. "Wenn die Leute mal auf den Text geachtet hätten, wäre das Missverständnis leicht auszuschließen gewesen", sagt die Plastic-Bomb-Betreiberin Ronja Schwikowski. Ebenso wie Philipp Pröttel ist sie über die Aktualität jenes A+P-Songs von 1980 erschrocken. "Viel verbessert hat sich leider nicht", sagt Pröttel und hofft auf ein friedliches Konzert im Ruhrgebiet. Insbesondere sein als Schauspieler bekannter Schlagzeuger Jürgen Tonkel ("Wer früher stirbt, ist länger tot") musste nach dem letzten abgebrochenen Gig erst überredet werden, ein weiteres Konzert zu wagen.

A+P , Wiederveröffentlichung des Debüts von 1981, Plastic Bomb Records

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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