Cornelia Froboess als Rosa:Eine wird gewinnen

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Auch ein nettes Sümmchen kann einem den Tee versüßen, weiß Rosa. Cornelia Froboess leiht der Figur ihr unverkennbares Pokerface. (Foto: ARD Degeto/Toni Muhr)

In "Oma zockt sie alle ab" spielt die Schauspielerin eine Frau, die sich nichts mehr vormachen lässt. Privat stiefelt sie lieber durch ihren Garten, als ins Theater zu gehen

Interview von Susanne Hermanski

Der Titel der deutsch-österreichischen TV-Komödie ist banaler als ihre Geschichte. In "Oma zockt sie alle ab" spielt Cornelia Froboess Rosa, die trotz fortgeschrittenen Alters nicht nur am Pokertisch manches Wagnis eingeht. Im Sinne der Wahrheitsfindung riskiert sie sogar das Gefüge ihrer Familie, von der sie schon lange nicht mehr ernst genommen wird. Und das obwohl sie eine besondere Gabe hat: Rosa merkt sofort, wenn jemand lügt. Ihr Schwiegersohn zum Beispiel, der feine Herr Zahnarzt, dem sie eines Abends in eine dubiose Kneipe folgt. Der Barmann verrät Rosa nicht nur, was im Hinterzimmer vor sich geht, er hilft Rosa auch, mit mancher Lebenslüge abzurechnen.

Können Sie Pokern?

Ich hatte vor den Dreharbeiten nicht die geringste Ahnung davon. Wir hatten am Set eine Lehrerin, die uns trainierte. Ich habe inzwischen wieder viel vergessen, man müsste quasi wieder von vorne anfangen.

Hat es keinen Reiz für Sie?

Keine Gefahr! Aber Spaß gemacht hat es schon. Besonders, dabei in die Gesichter der Profis zu schauen. Wenn ich in die Spielbank gekommen bin, habe ich von ihnen Ratschläge bekommen wie: "Sie können schon ein bisserl was rauslassen." - "Was meinen Sie denn?", habe ich gesagt. "Na, wenn Sie schlechte Karten haben, müssen Sie nicht unbedingt lächeln. Dann weiß es jeder.

Haben Ihre Enkel Sie in der Rolle schon gesehen?

Ja, und sie sind sehr mitgegangen. Sie waren ein bisschen traurig, dass es - zumindest aus kindlicher Perspektive - nicht so ein richtig schönes, typisches Heile-Welt-Happy-End gibt.

Wie alt sind Ihre Enkelkinder?

Zwischen drei und zwölf Jahre. Also in dem Alter, wo sie andere Filme mögen, in denen ich spiele, wie "Ostwind" zum Beispiel. Da stand ich hoch bei ihnen im Kurs, weil ich so viele Freikarten für ihre Schulfreunde besorgen konnte.

Sie haben einmal gesagt, es sei unfassbar, wie oft Ihnen Rollen als "bescheuerte Oma" angeboten werden. Ist das noch so?

Wenn diese Omas lustig, also wirklich auf schräge Art bescheuert wären, würde ich sie sogar liebend gern spielen. Aber diese Omas sind in der Regel so wahnsinnig langweilig. Da sind die echten Omas einfach besser.

Unterscheidet sich der österreichische Humor vom deutschen?

Ich hatte mich das so eigentlich nie gefragt, ich bin ja mit einem Österreicher verheiratet. Aber: Selbst in Tragödien haben die österreichischen Kollegen oft noch eine gewisse Doppelbödigkeit. Und im Humor dort gibt es viele schwarze Töne, das Morbide. Das kenne ich aber schon sehr lange so. Irgendwann waren sie ja alle meine Opas: der Hörbiger, der Moser, ich habe früher mit allen gedreht.

Die lustigste Dialogzeile fällt, als Sie als Rosa gefragt werden, was Sie um die Zeit noch in einer Bar suchen . . .

Da sage ich: "Ich habe meinen Seniorenbus verpasst, weil ich halt schon dement bin . . ." Bis vor kurzem hätte man dem Autor so eine freche Zeile im deutschen Fernsehen wohl noch gestrichen.

Haben sich die Fernseh-Rollenfiguren in den vergangenen Jahren nicht etwas gebessert? Im Theater gibt es die wirklich lustige komische Alte doch schon immer.

Im Theater sind das dann Rollen mit literarischer Qualität. Die sind nicht schlecht, aber eben auch kein König Lear. Außer im "Besuch der alten Dame" gibt es auf der Bühne letztlich kaum große Rollen für Frauen im fortgeschrittenen Alter. Im Fernsehen scheint mir das Angebot durchaus größer. Aber die Qualität variiert.

Gehen Sie in München ins Theater?

Im Moment eigentlich nur, wenn Freunde von mir eine Premiere haben. Und ich begleite meinen Mann, wenn er in die Oper geht. Aber sonst bin ich von Herzen gern in Gummistiefeln in meinem eigenen Garten. Ich verfolge trotzdem, was sich so tut. Wie sich München über Matthias Lilienthals Art an den Kammerspielen aufregt, zum Beispiel.

Und was denken Sie über Lilienthals Konzept?

Nachdem ich noch keine der Inszenierungen mit eigenen Augen gesehen habe, halte ich mich da raus. Aber es gibt so einiges, was derzeit auf vielen Bühnen in Mode ist, das ich nicht leiden kann. Wenn alle Schauspieler ohne Not mit Mikroports auf der Bühne stehen oder andauernd Videobilder dazwischen flackern. Das langweilt mich.

Oma zockt Sie alle ab , Regie: Erhard Riedlsperger, ARD, Freitag, 6. Mai, 20 Uhr

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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