Computerspiele - Die Alternative: Lego Star Wars:Der Spielspaß schlägt zurück

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Computerspielen mangelt es an Esprit: Grafik und Sound stehen im Vordergrund statt Story und Spielspaß. Da ist eine Lego-Version der "Star Wars"-Saga eine erfrischende Abwechslung.

Jürgen Schmieder

Darth Vader - das ist ein übler Geselle. Beängstgend sieht er aus, das Röcheln durch die Maske ist einfach nur furchteinflößend. Und dann noch die gemeinen imperialen Sturmtruppen - ebenso gemein wie loyal. Ideale Film-Bösewichter, perfekt für eine Computerspiel-Umsetzung.

So sieht's aus: Spielspaß vor genialer Grafik. (Foto: Foto: Screenshot)

Man wirft also das neue "Star Wars"-Spiel in den Computer und freut sich auf Nervenkitzel und Gänsehaut. Und dann taucht da eine Lego-Figur auf. Ein kleines, knuffiges Männchen, das tatsächlich den größten Bösewicht der Galaxis darstellt. Soll das ein Witz sein? Nein: Lego Star Wars ist tatsächlich das meistverkaufte aller "Star Wars"-Spiele.

Natürlich gibt es da "Star Wars: Battlefront", eben mit dem zweiten Teil an den Start gegangen. Dieses Spiel steht für die Atmosphäre der weit entfernten Galaxis vor langer, langer Zeit. Da dürfen X-Wing-Fighter geflogen, Laserschwerter geschwungen und feindliche Sturmtruppen abgeknallt werden. Realistisch, abwechslungsreich, ein brillantes Computerspiel - aber nicht annähernd erfolgreich.

Woran liegt es, dass kleine Legofiguren beliebter sind als aufwändig animierte Charaktere? Predigen nicht die Spieletester von Online-Computermagazinen, wie wichtig eine anständige Grafik ist, wie essentiell monumentaler Sound? Sie vergeben sogar Punkte auf diese Elemente oder Prozentzahlen. Je höher die Wertung, desto besser das Spiel. Dann gibt es einen Daumen nach oben - oder eine Gesamtpunktzahl oder wieder Prozente.

Könnte es tatsächlich sein, dass den kritischen Augen der Tester ein Detail entgangen ist - eines, auf das der Durchschnittsspieler großen Wert legt: Macht das Spiel Spaß? Kann ich den Computer nicht mehr ausschalten, so wie ich ein gutes Buch nicht weglegen kann, weil es mich fesselt?

Da spielt man nun also mit einer Lego-Figur das große Weltraum-Abenteuer. Der zweite Teil befasst sich mit den Geschichten, die sich filmisch in den Episoden vier bis sechs abspielen - also jene Filme, die in den Siebziger Jahren den "Star Wars"-Kult begründeten. Luke Skywalker bewegt sich hölzern durch eine Weltraumbar, Prinzessin Leia - auch in der Lego-Version mit Schneckenfrisur - folgt auffällig hinterher.

Man bekommt es gleich mit ein paar Halunken zu tun, die es außer Gefecht zu setzen gilt. Wenn man sie schlägt, sterben sie nicht. Sie brechen auseinander - wie eine Lego-Figur eben.

Genau dieser Charme ist es, der "Lego Star Wars" zu einem Computerspielvergnügen macht. Die Geschichte ist liebevoll erzählt, die Figuren witzig gestaltet, einzelne Spielszenen einfach nur süß. Ja, dieser Begriff gilt in Zusammenhang mit "Star Wars" als Schimpfwort - Jar Jar Binks sei Dank -, aber in dem Fall wäre eine andere Bezeichnung einfach nur unzutreffend.

Freilich sind Grafik und Sound wichtige Elemente - sie machen die Ästhetik eines Spiels aus wie Kamera und Musik beim Film. "Crysis" aus dem Hause Crytec wird in diesem Winter wieder die Standards definieren. Aber die sind nicht zwingend notwendig für ein gelungenes Computerspiel. "Lego Star Wars" beweist das.

(sueddeutsche.de)

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