Comedypreis 2009:Offiziell lustig

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Das einzig Neue ist der Anzug des Moderators: Beim Comedypreis gewinnen mit Mario Barth und "Ladykracher" die üblichen Verdächtigen. Ansonsten gleitet manches cremig unter dem Anstandsradar hindurch.

Hans Hoff

Der Moderator trägt den Anzug vom Vorjahr. "Warum soll ich der einzige sein, der hier was Neues macht", fragt Dieter Nuhr. Das ist lustig, aber leider auch so wahr, dass es schmerzt. Der deutsche Comedypreis ist im Jahre 2009 in einer Zeitschleife gefangen, aus der es offenbar kein Ausbrechen gibt.

Die vom Zeitlupenkomödianten Olaf Schubert treffend als Spaßbembel beschriebene Trophäe kreist wie ein verirrter Satellit um die Planeten RTL, Sat.1 und Pro Sieben und hinterlässt dabei die übliche Spur aus jenen bildschirmbekannten Lustigmachern, die das Kommerzfernsehen mehrheitlich herangezüchtet und deshalb auch verdient hat.

Bei der Aufzeichnung der Verleihung im Kölner Coloneum wirkte es auf jeden Fall so, als habe jeder der anwesenden Komiker schon mindestens eine Auszeichnung daheim stehen. Das ließ die Idee keimen, ob es nicht bei künftigen Verleihungen günstiger wäre, gleich jedem Besucher an der Tür einen Comedypreis zu überreichen und damit die Verdienste um den Humorstandort Deutschland pauschal zu würdigen. Die Laudatoren müssten dann nicht mehr krampfhaft Teile ihres Bühnenprogramms mit dürren Worten zu den Preisträgern kombinieren, und man vermiede den Eindruck, dass die Personaldecke in der überschaubaren Szene oblatendünn ist.

Wie könnte man sonst erklären, dass Dieter Nuhr die Veranstaltung moderiert und gleich in der zweiten Abteilung von Cindy aus Marzahn als bester Komiker belobigt wird. Etwas später musste Moderator Nuhr dann auch eine Laudatio halten und "Inas Nacht", neben der "Heute Show" vom ZDF einer der wenigen öffentlich-rechtlichen Beiträge, prämieren. "Jetzt sind wir offiziell lustig", jubelte Ina Müller im Überschwang und verkannte, dass die Begriffe offiziell und lustig selten ein schönes Paar ergeben.

Auf besondere Weise komisch

Kurz danach bekam dann Cindy aus Marzahn den Preis als beste Komikerin, was nicht weiter kommentiert werden muss, denn danach gab es auch noch eine Ehrung für Thomas Hermanns Weihnachtsshow "Quatsch Goes Christmas". Das war auf besondere Weise komisch, weil Hermanns auch als Jury-Präsident fungierte. Einen besonderen Hauch bekommt so etwas, wenn man bedenkt, dass beim deutschen Fernsehpreis vor ein paar Wochen "Doctor's Diary" nicht bepreist werden durfte, weil die Produzentin der RTL-Serie in der Jury saß. Was dort eine Spur zu straff gehandhabt wurde, glitt bei den Komikern mal so eben und sehr cremig unterm Anstandsradar durch.

Max Giermann und Martina Hill wurden für ihr Schauspiel ausgezeichnet, Anke Engelke ("Ladykracher") für die beste Sketchcomedy und "Doctor's Diary" für die beste Comedyserie. Den Nachwuchspreis erhielt der jüngst von RTL adoptierte Mannheim-Türke Bülent Ceylan, der bei seiner Dankesrede bissig anmerkte, er sei nun seit zehn Jahren im Geschäft und möglicherweise damit ein etwas später Neuling.

Ehrenpreis für die Supernase

Das sorgte kurz für Verunsicherung, die sich aber legte, als Mario Barth zum fünften Mal in Folge den Preis als bester Live-Künstler einheimste, was den Eindruck erweckte, dass ein Comedypreis ohne eine Ehrung für Mario Barth möglicherweise als ungültig gewertet werden könnte.

Natürlich gab es auch positive Entwicklungen beim Comedypreis. Es lässt hoffen, dass trotz der üblichen Trophäenschwemme weder der Brachialkomiker Oliver Pocher noch der Karnevalist Guido Cantz den Weg auf die Nominierungsliste gefunden. Da geht noch was.

Am Schluss erhielt schließlich Supernase Mike Krüger den Ehrenpreis und übermittelte in seiner Dankesrede einen Ausspruch seiner Putzfrau. Die hatte ihn angesichts eines Comedypreises aus vergangenen Tagen gefragt: "Herr Krüger, ist das Kunst oder kann das weg?" Nach dieser Verleihung dürfte die Antwort nicht mehr schwer fallen.

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