Clement zur Popquoten-Diskussion:Bloß kein Ruf nach neuen Gesetzen

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Der Bundeswirtschaftsminister ist gegen ein Gesetz zur Einführung einer deutschen Musikquote im Rundfunk. Zum Auftakt der Popkomm sprach er sich für eine freiwillige Selbstverpflichtung der Sender aus.

Er sei überzeugt, "dass solche Selbstverpflichtungen effektiver und wirkungsvoller und einfacher sind als andere Schritte - bloß kein Ruf nach dem Gesetzgeber in diesen Sektoren", sagte Clement zur Eröffnung der 16. Musikmesse Popkomm in Berlin.

Gegenwind von der Musikmesse: Minister Clement spricht sich klar gegen eine gesetzlich vorgeschriebene Quotenregelung im Radio aus. (Foto: Foto: dpa)

Der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt, hatte zuvor nochmals vehement für eine gesetzliche Regelung geworben, die die Radiosender verpflichtet, einen bestimmten Anteil ihres Programms mit Musik von deutschen Künstlern oder Newcomern zu bestreiten.

In den letzten Tagen war die Diskussion um die Einführung einer Musikquote zur Besserstellung deutscher Künstler und Produktionen im Radio erneut entbrannt. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Antje Vollmer, hatte sich für eine Reglementierung ausgesprochen. Eckhardt Barthel, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, plädierte ebenfalls für eine Quote.

Talentförderung mit Quote?

In der neuen Hitparade, die offiziell am Freitag veröffentlicht wird, stehen acht Alben von Künstlern aus Deutschland in den Top Ten - zwei davon in englischer und sechs in deutscher Sprache. "Das hatten wir noch nie", sagte Gebhardt. Das zeige, dass heimische Künstler bei den Fans gut ankommen; umso bedauerlicher sei, dass diese Musik keine Chance bei der Mehrzahl der Radiosender habe. "Eine Quote ist dringend nötig, um Talente zu fördern", sagte Gebhardt.

Die von deutschen Künstlern geforderte Quotenregelung orientiert sich an Frankreich, wo die Radiosender schon seit zehn Jahren zu 40 Prozent französische Musik spielen müssen. Wird die Quote nicht eingehalten, drohen Geldstrafen bis hin zu Lizenzentzug.

Skeptische Töne aus Frankreich

Dennoch: Eine Quote für deutsche Musik im Radio würde nicht zwangsläufig die Chancen heimischer Nachwuchskünstler erhöhen. Das sagte der Leiter des Exportbüros für französische Musik in Deutschland, Patrice Hourbette. Frankreich ist in diesem Jahr das Partnerland der Musikmesse Popkomm in Berlin. "Eine Quote regt zwar eindeutig die CD-Produktion und den Umsatz der heimischen Plattenindustrie an", sagte Hourbette. In Frankreich hätten sich aber viele Sender auf etablierte Künstler wie Johnny Hallyday konzentriert. Junge Musiker hätten es dagegen oft schwer.

Positiv habe sich die Quote in Frankreich auf den HipHop ausgewirkt. "Viele wären ohne die Quote gar nicht nach oben gekommen." Hourbette: "Als Europäer bin ich aber gegen die Quote." Sein Exportbüro wirbt im Auftrag der französischen Regierung und der Plattenindustrie des Landes in Deutschland für französische Musik.

Frankreich setze derzeit 17 Prozent seiner exportierten CD in Deutschland ab. "Deutschland ist für uns der wichtigste Markt außerhalb der frankophonen Welt", sagte Hourbette. Der Musikgeschmack von Deutschen und Franzosen unterscheide sich aber. "Wir haben eine große Tradition von HipHop und Rap; viele mögen auch die Chansons gern." Frankreich bietet auf den Popkomm-Bühnen neben seinen Stars M und Helena auch die Neo-Chanson-Künstler Autour de Lucie und Jérémie Kisling auf. 60 Plattenfirmen und 45 Musikgruppen seien vor Ort.

"Noch nie waren so viele Franzosen da." Der deutsche Markt sei für Frankreich in den vergangenen sechs Jahren wichtiger geworden. "Manu Chao, Air und Daft Punk haben die Deutschen auf uns aufmerksam gemacht." Jetzt solle der Marktanteil mit neuen Künstlern weiter ausgebaut werden.

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