Burda baut um:Aktion Adrenalin

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Verleger Hubert Burda läutet den längst fälligen Generationenwechsel ein - mit einem Rückkehrer aus dem Hause Springer.

Hans-Jürgen Jakobs

Der Manager weinte bei seinem Abschied. Philipp Welte hatte noch eine Rede vor den Angestellten des Münchner Burda-Verlags gehalten, dann war es mit seiner Beherrschung vorbei. Burda soll über den Weggang Weltes sehr unglücklich gewesen sein.

Verleger Hubert Burda: Längst fälliger Generationenwechsel (Foto: Foto: dpa)

Das war im Oktober 2006. Nach 13 Burda-Jahren suchte der Geschäftsführer der Burda People Group ("Ich bin offenbar ein Mensch, der zu 96,63 Prozent aus Adrenalin besteht") eine neue Herausforderung - und ging zu Axel Springer. Nun, nach kurzer Zeit im Berliner Großverlag mit all seinen Schlangengruben, ist Welte wieder da: Wahrscheinlich noch in diesem Jahr kehrt er zu Burda zurück - und steigt in den Vorstand auf.

Dort wird er Jürgen Todenhöfer ersetzen, den einstigen CDU-Bundestagabgeordneten und heutigen Bestseller-Autor (Was tötest du, Zaid?), der für seinen Schulfreund Burda seit mehr als 20 Jahren das Kaufmännische geregelt hat. Rechtzeitig vor Ende von Todenhöfers Vertrag zu dessen 70. Geburtstag am 12. November 2010 will Verleger Burda offenbar die Zukunft des Hauses sichern und den - längst fälligen - Generationenwechsel einleiten. Mit Helmut Markwort, dem gut beleumundeten Focus-Gründer, sitzt ein immerhin 71-Jähriger als "Erster Journalist" im Vorstand.

Wird Markwort im nächsten Frühjahr seinem langjährigen Antipoden Todenhöfer folgen? Die Welte-Personalie wird unter der Hand von vielen bestätigt. Offenbar hatte Hubert Burda seinen früheren Pressesprecher bereits im Januar 2008 auf die Top-Position angesprochen. Inzwischen sind sie sich handelseinig, einzig die Unterschrift unter dem Vertrag fehlt noch. Tatsächlich haben sich Weltes Hoffnungen in Berlin bei Springer nicht erfüllt. Anders als geplant wollte er die Zeitschrift Test-Bild aus wirtschaftlichen Gründen doch lieber nicht starten; dann leitete Welte das Online-Geschäft rund um Springers Gewinnbringer Bild und wurde schließlich Chef des Vermarktungsriesen Axel Springer Media Impact, den sich das Haus für die Bild-Titel, die Zeitschriften und Bild-Online ausgedacht hatte.

Spätestens als Welte vor einigen Wochen für eine Sitzung bei Springer den Urlaub unterbrechen musste, war klar, dass der Haussegen schief hängt. Der Fachtitel Kontakter verbreitete Gerüchte, wonach sich Springer bereits nach einem neuen Vermarktungsboss umschaue - es wird wohl Peter Würtenberger, Chef der Welt-Gruppe des Berliner Zeitungshauses. Dann wäre die Vermarktung aller Titel vereinigt. Würtenberger darf offenbar direkt an Konzernchef Mathias Döpfner berichten.

Welte spielte in den Planungen keine Rolle - der Springer-Abtrünnige hat sich schon für seine Chefrolle bei Burda seine Gedanken gemacht. Er will den Münchner Verlag, der zuletzt mit Kostenspar-Aktionen auf sich aufmerksam machte, wieder in die Angriffsposition bringen. Als Stellvertreter des Verlegers Burda, und damit als möglicher Nachfolger, wird er aber noch nicht gehandelt. Für diese Funktion würden sich die vor einigen Monaten in den Vorstand gewechselte ehemalige Fernsehchefin Christiane zu Salm sowie der Finanzchef Paul-Bernhard Kallen anbieten.

Der Umbau bei Burda ist in vollem Gang. Adrenalin kann dabei nicht schaden.

© SZ vom 1.9.08/cmat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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