BR lädt Waldemar Hartmann aus:Kein Weißbier für Waldi

Lesezeit: 2 min

Er verkörpert die bayerische Wirtshauskultur, am TV-Stammtisch ist er trotzdem nicht erwünscht: Das Bayerische Fernsehen talkt ohne Waldemar Hartmann.

Hans-Jürgen Jakobs

Er wurde schon im Programm angekündigt - ein eloquenter Fußballexperte, der zum Start der Bundesliga-Rückrunde in der Fernsehtalkshow das Richtige sagen würde. Doch dann wurde Waldemar Hartmann überraschend von seinem langjährigen Haussender, dem Bayerischen Rundfunk (BR), wieder ausgeladen. Nun ist er tatsächlich am 1. Februar nicht zu Gast beim "Sonntags-Stammtisch" um elf Uhr, zu dem Helmut Markwort, Dieter Hanitzsch und Wolfgang M. Heckl laden.

Muss sein Weißbier zu Hause trinken: Waldemar Hartmann wurde vom BR-"Sonntags-Stammtisch" ausgeladen. (Foto: Foto: ddp)

Die CSU-Politikerin Monika Hohlmeier wird - wie angekündigt - im Studio sein, nicht aber der Mann, den alle "Waldi" nennen: Als Fußballreporter hatte Hartmann jahrelang in Diensten des BR deutsche Starkicker begleitet, vor allem die deutsche Nationalmannschaft. In der Online-Ausgabe des "Sonntags-Stammtischs" ist sogar noch (Stand: 28. Januar) die Information zu finden, dass der Journalist zu Markwort komme. Am Donnerstag aber war Waldemar Hartmann von der offiziellen Website verschwunden.

BR-Sprecher Rudi Küffner teilte mit, dass Fernsehdirektor Gerhard Fuchs die Absage für den "Sonntags-Stammtisch" veranlasste: "aus dramaturgischen Gründen, um mehr Pep in die Sendung zu bringen". Waldemar Hartmann stünde Monika Hohlmeier politisch zu nahe, ihr Zusammentreffen beinhalte zu wenig Spannung für die Sendung.

Als Ersatz für Moderator Hartmann sollte zunächst BR-Fußballreporter Günther Koch zum "Sonntags-Stammtisch" erscheinen. Koch sei Mitglied der SPD und komme zudem aus Franken, Hohlmeiers neuem politischen Wirkungsfeld. Koch ist jedoch verhindert, da er sich auf einer Schiffsreise befindet. Nun hat Gerhard Fuchs persönlich den ultimativen Waldi-Ersatz gefunden: den Büttenredner Bernd Händel, vor allem bekannt aus der Fernsehprunksitzung "Fastnacht in Franken". Die größeren Gegensätze zwischen den Gästen rechtfertigten die Absage an Hartmann, so Küffner. Mit fränkischem Lokalkolorit hätte Waldemar Hartmann als gebürtiger Nürnberger ebenfalls dienen können.

Mehrere Personen aus dem Funkhaus bestätigten, dass die Absage auf Wunsch von Fernsehdirektor Fuchs erfolgte. Die Sache sei "persönlich unterlegt", sagt ein Eingeweihter. Offenbar spiele eine Rolle, dass der TV-Mann eine schöne Karriere in einem anderen öffentlich-rechtlichen Funkhaus vor sich habe - beim MDR in Leipzig. Hier unterschrieb Hartmann kürzlich einen einjährigen Moderatorenvertrag, als Tätigkeitsfeld ist Boxen angegeben.

Für sein Wirken in "Waldis WM-Club", der nach den Spielen der Nationalelf läuft, ist Hartmann offenbar über eine Produktionsfirma an die ARD gebunden. Bezahlt wird aus dem Rechtetopf.

Beim BR jedoch hatte sich keine Job-Möglichkeit mehr für den 60-Jährigen ergeben, der jahrelang bei dem Münchner Sender "Blickpunkt Sport" moderiert hatte. Hartmann war ein Gesicht des Bayern-Funks. "Sachsen klauen unseren Waldi", titelte das Münchner Boulevardblatt tz, als der neue MDR-Kontrakt öffentlich wurde. "Die Leitung der Fernsehanstalt BR machte in den letzten Monaten keine ernsthaften Anstalten, mich weiterhin fest an den BR zu binden. Deshalb war ich über das Angebot des MDR sehr glücklich", äußerte sich Hartmann bei dieser Gelegenheit. Es sieht nicht so aus, als würde er "Blickpunkt Sport" noch einmal moderieren.

Ende 2008 war Hartmanns mehrjähriger Pauschalvertrag als freier Mitarbeiter ausgelaufen. Im BR heißt es, Direktor Fuchs habe früh angedeutet, dass dieser Kontrakt so nicht weiter laufen könne. Nur: Es kam wohl keine neue Offerte. Dabei ist in der ARD zu hören, dass Hartmann ein Konzept beim BR eingereicht habe, wonach in einem großen Format an den Gewinn der Fußball-WM vor 20 Jahren in Italien erinnert werden solle. Es gibt wohl ein Exposé.

Der BR erklärt auf Anfrage, der Sender habe schon vor Monaten bekanntgegeben, dass der Vertrag mit Hartmann korrekt beendet werde. "Stammtisch"-Gastgeber Markwort, im Hauptberuf "Erster Journalist" bei Burda, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Moderator Hartmann kann das Gezerre egal sein. Der in der Schweiz lebende Sportexperte hat gut zu tun. So tourt er mit einem Kabarett durch die Lande, das viel verspricht: "Born to be Waldi."

© sueddeutsche.de/holz/korc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: