Berliner Opernstiftung:Schindhelm tritt zurück

Lesezeit: 2 min

Der umstrittene Generaldirektor der Berliner Opernstiftung, Michael Schindhelm, tritt nach nur eineinhalb Jahren von seinem Amt zurück.

Dies geht aus einem Bericht der Berliner Morgenpost hervor. Grund für den Rücktritt ist offensichtlich die wiederholte Kritik des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) an Schindhelm.

Wowereit hatte den Generaldirektor mehrfach persönlich angegriffen. Schindhelm wollte sich dazu am Dienstagabend nicht äußern.

Nach dpa-Informationen wird Schindhelm bereits an diesem Mittwoch dem Stiftungsrat sein Struktur- und Finanzkonzept für die Arbeit der drei Berliner Opernhäuser in den nächsten Jahren vorlegen. Vorsitzender des Gremiums ist noch der scheidende Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei).

Er soll erläutern, wie die Stiftung die Vorgaben des Senats zur Kürzung der Zuschüsse für die Opernstiftung von bisher 112 Millionen auf 99 Millionen Euro bis 2009 realisieren kann, was Schindhelm in der Vergangenheit mehrfach als unrealistisch kritisiert hat.

In der Stiftung sind mit der Staatsoper Unter den Linden, der Deutschen Oper und der Komischen Oper alle drei Berliner Opernhäuser unter einem Verwaltungsdach zusammengefasst, um Kosten zu sparen. Wowereit erwartet zur Lösung der Finanzprobleme eine Übernahme der Staatsoper mit Generalmusikdirektor Daniel Barenboim durch den Bund, was dieser bisher ablehnt hat.

Wowereit hatte auch am Dienstag wieder Kritik an der bisherigen Arbeit der Opernstiftung geübt, die offenbar die Probleme nicht habe lösen können. Die Probleme seien offensichtlich jahrelang vertagt worden, kritisierte er in 3sat.

Unfreundliche Tonlage

Der Regierungschef will im neuen rot-roten Senat als "oberster Kulturchef" das Kulturressort an sich ziehen und es der Senatskanzlei mit einem eigenen Kulturstaatssekretär angliedern. Dafür ist dem Vernehmen nach der bisherige Kanzleichef André Schmitz vorgesehen. Schindhelm hatte Wowereits Äußerungen als inkonsequent kritisiert, drei Opernhäuser erhalten zu wollen aber nur Geld für zwei Opern zu haben.

Die Tonlage sei unfreundlich geworden, monierte der Generaldirektor den Ton Wowereits in letzter Zeit ihm gegenüber. "Ich bezweifle, dass ich mit dem künftigen Kultursenator einer Meinung bin", meinte er im Hinblick auf Wowereits neue Zuständigkeit für das Kulturressort. "Die Art und Weise, wie Herr Wowereit meine Person wiederholt angegangen ist, kommt mir wie Bossing (Rumkommandieren)vor."

Der aus Thüringen stammende 46-jährige Schindhelm war nach Intendantenzeiten in seiner Heimat Theaterintendant in Basel, bevor er im Frühjahr 2005 zum Generaldirektor der Berliner Opernstiftung berufen wurde. Die Berufung war zunächst von Vorwürfen über seine frühere IM-Tätigkeit für die Stasi in der DDR überschattet, die von einem Ehrenrat, in dem unter anderem auch frühere Bürgerrechtler der DDR saßen, als nicht schwerwiegend eingestuft wurde.

Der Quantenchemiker, der auch literarisch als Autor, Dramaturg und Übersetzer aktiv ist, teilte sich in den 80er Jahren das Büro am Institut für Physikalische Chemie an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin mit der heutigen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: