Basel:Offener Geist

Lesezeit: 2 min

Die Lage im Dreiländereck ist besonders. Dass Basel so viel an bedeutender Kunst zu bieten hat, liegt aber auch an den Bürgern der Stadt.

Von Katharina Wetzel

Was könnte man noch alles ansehen, hier in der Kunstmetropole der Schweiz? Die Papiermühle und einen Teil der alten Stadtmauer oder das Schaulager, das von dem Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfen wurde und gerade eine Retrospektive zum Werk von Bruce Nauman zeigt? Die zwei Stunden mit Margrit Götz gehen viel zu schnell vorbei. Das liegt an der charmanten Stadtführerin, aber auch an Basels Historie, der Lage im Dreiländereck und der Dichte an Museen und Architekturbüros.

Basel hat nur knapp 200 000 Einwohner, ist aber nach Zürich und Genf die drittgrößte Stadt der Schweiz. Chemie- und Pharmafirmen wie Roche und Novartis haben hier ihren Hauptsitz. Auch die Mutter aller Zentralbanken, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, befindet sich hier. Die Römer waren bereits 44 v. Chr. in Raurica, östlich von Basel. Auf dem Münsterhügel hatten sie eine Festung erbaut. Heute genießen hier Basler und Touristen den autofreien Platz unter Bäumen mit Blick auf den Rhein und den Roche-Turm. Die prächtigen alten Häuser und Palais um das Münster herum gehörten einst den Seidenbandfabrikanten, dem sogenannten Basler Daig (Teig). So nennen die Basler bis heute die Oberschicht, die gern unter sich bleibt wie ein Klumpen Teig.

Während der Messe Art Basel fliegt die Kunstelite der Welt mit Privatjets fast im Minutentakt hierher. Neben der Kunst hat Basel mit zwölf Pritzker-Preisträgern, die sich im Stadtbild verewigt haben, auch für Architekturbegeisterte viel zu bieten. Gerade wird das Stadtkasino, in dem sich ein Konzertsaal befindet, vom Architekturbüro Herzog & de Meuron restauriert. "Immer ist etwas los", sagt Götz. Um die Besonderheiten der Altstadt zu entdecken, müsse man auch in die Innenhöfe gehen, rät sie. Vom Münsterschatz ist heute nur noch ein Teil im historischen Museum zu sehen, in der Barfüsserkirche. Im Imbergässlein befindet sich das kleinste Museum von Basel. Die Sammlung des "Hoosesagg Museum" hinter einer Glasvitrine passt selbst in einen Hosensack. Jeder, der eine solche Sammlung zu besitzen glaubt, kann sich hier melden und die Vitrine bestücken.

Laien und Ensemblemitglieder spielen gemeinsam Theater - außerhalb des Theaters

Basel kann noch mehr Superlative aufweisen. Die Sammlung des Kunstmuseums Basel gilt als die älteste öffentliche Kunstsammlung der Welt. Die Universität ist die älteste der Schweiz.

Für die Kunst zu spenden gehört unter Vermögenden zum guten Ton. 1967 sprachen sich die Bürger in einer Volksabstimmung für den Erhalt von Picasso-Gemälden aus, als der Verkauf drohte. Picasso war davon so gerührt, dass er der Stadt gleich weitere Gemälde schenkte.

"Es gibt zwei Erfolgsgeheimnisse: Die Chemieindustrie und die Kunst, und ab und zu spielt der FC Basel in der Champions League", meint der Basler Schriftsteller Patrick Tschan nach der Aufführung der Theater-Fassung seines Erfolgsromans "Polarrot" im Hotel Les Trois Rois. "Das Theater ist auch ein Glücksfall", sagt er am Ausgang des Belle-Époque-Saals, wo die erste Folge der Theaterserie gerade spielte. Der Basler Intendant Andreas Beck rief vor drei Jahren die Aktion "Basel spielt mit" ins Leben, bei der Laien zusammen mit Ensemblemitgliedern Theaterserien im öffentlichen Raum aufführen. "Polarrot" ist bereits die dritte Theaterserie. "Die Stadt und die Bürger sind hier die Stars", erklärt Regisseurin Daniela Kranz vom Theater Basel.

Das Les Trois Rois passt gut zur ersten Folge von "Polarrot", die in einem Luxushotel spielt. Schauspieler Mario Fuchs (als Bauernsohn) und Guillermo Garcia (als Vittorio Capetta) glänzten in den Rollen. Die zweite Folge wird von diesem Mittwoch bis 11. Mai im Alten Kraftwerk jeweils um 20 Uhr gezeigt. Basel spielt dann wieder mit.

© SZ vom 09.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: