Man kann sich das mal fragen: Warum müssen die neun Intendanten der ARD, dazu noch diverse andere hohe Funktionsträger des Systems (Gremienkonferenz, Programmdirektion) in Brüssel tagen? Brüssel ist nicht Sitz einer deutschen Landesrundfunkanstalt.
Aber es macht sich ganz gut, mal in Brüssel vorbeizuschauen. Denn in Brüssel wird die hohe Rundfunkpolitik gemacht. Zum Beispiel muss auch der neue Staatsvertrag zum deutschen Rundfunk, in dem es wesentlich um die Internetpräsenz von ARD und ZDF im Internet gehen wird, mit Politikern der EU abgestimmt sein.
Tatsächlich zählte zu den ursprünglichen Gründen, dass der WDR ein neues Studio in Brüssel bezieht. Der WDR ist Gastgeber dieser Intendantensitzung. Da leuchtet einem doch sofort ein, dass man in Brüssel tagen und dem neuen Studio die Ehre erweisen muss. Wie auch immer. Pikant ist jedenfalls, dass die Intendanten auch diesmal wieder die Tagesthemen auf die Tagesordnung setzten.
Über den Wunsch nach einheitlicher Anfangszeit ist längst alles von jedem gesagt, doch das Nachrichtenmagazin, das bei der Programmreform von 2006 auf einen regelmäßigen Sendebeginn um 22.15 Uhr vorverlegt werden sollte, kommt nach wie vor zu jeder Zeit: um 22.15, aber auch um 23 Uhr, 22.30 Uhr, 22.45 Uhr und freitags nach dem Tatort erst um 23.15 Uhr. Außerdem verschiebt sich donnerstags gerne mal was, bis die Unterhaltung im Ersten (Wie deutsch bist du wirklich?) ein Ende gefunden hat.
De facto beginnen die Tagesthemen also oft zu sechs verschiedenen Zeiten. Trotzdem haben sie im ersten Halbjahr mit durchschnittlich 2,28 Millionen Zuschauern und 10,3 Prozent Marktanteil leicht gewonnen (2007: 2,22Millionen/10,0Prozent). Während das Heute-journal vom ZDF zwar regelmäßig um 21.45 Uhr beginnt, aber bei 3,34 Millionen und 11,9 Prozent stagnierte (Vorjahr: 3,36 Millionen und 12,0 Prozent).
Zuletzt gab der SWR-Intendant Peter Boudgoust auch offiziell zu verstehen, dass er sich einen Tagesthemen-Beginn um 22.30 Uhr vorstellen könne - Boudgoust wird im kommenden Jahr ARD-Vorsitzender und hat womöglich keine Angst, altes hinter sich zu lassen: Wer an den Tagesthemen dreht, muss vieles im Sendeschema verändern.
Da passt es vielleicht auch Boudgoust ganz gut, dass am 1. November Volker Herres (NDR) als neuer Programmdirektor der ARD und damit als Nachfolger von Günter Struve antreten wird. Mit Herres, so hat es den Anschein, werden 2009 diverse Veränderungen kommen. Beispielsweise soll offenbar NDR-Sportchef Axel Balkausky neuer Sportkoordinatir der ARD werden, es ist die erste Personalentscheidung von Herres.