Anne Will, Frank Plasberg & Co.:Tagesthema: Die Reform der Reform der ARD

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Vor dem Treffen der ARD-Chefs in Frankfurt/Main ist der Senderverbund unruhig. Anne Will soll Sonntagstalkerin werden - und die Macher der Politmagazine hoffen auf mehr Platz.

Claudia Tieschky und Hans-Jürgen Jakobs

Wenn am Montag und Dienstag die Intendanten und Spitzenmanager der ARD in Frankfurt am Main zusammentreffen, steht nicht weniger auf der Tagsordnung als - die Reform der Reform aus dem vergangenen Jahr.

Miss Tagesthemen Anne Will (Foto: Foto:)

Das ist die Erkenntnis aus der Bilanz, dass weder die Vorverlegung der "Tagesthemen" von 22.30 auf 22.15 Uhr noch die Verkürzung der Politmagazine um eine Viertelstunde auf 30 Minuten großen Erfolg brachte. Den aber hatte ARD-Programmdirektor Günter Struve prophezeit.

Befeuert wird die neuerliche Reformdebatte von einer Personalie: Für die im Sommer ausscheidende Sonntagstalkerin Sabine Christiansen ist Anne Will ("Tagesthemen") die klare Favoritin der ARD-Chefs.

Ein unbequemer Fragensteller

Mit Will am Sonntag können sich nun offenbar selbst einige der Intendanten anfreunden, die sich stets für Frank Plasberg ("Hart aber fair") stark machen, der ebenfalls für den Sonntag im Gespräch war. Der Deal: Im Gegenzug bekommt WRD-Mann Plasberg endlich eine Sendung in der ARD, bei der seine Qualitäten als unbequemer Fragensteller erwünscht sind.

Werktagsmann gegen Sonntagsfrau: Plasbergs Förderer unter den Senderchefs werden sich dabei kaum mit ungefähren Zusagen gewinnen lassen. Es ist zu erwarten, dass die Mächtigen in Frankfurt daher - hart aber fair, vor allem sehr konkret - über Plasbergs neues Format sowie über seinen ARD-Sendeplatz verhandeln werden. Der Montag oder der Donnerstag sind möglich.

Damit aber ist ein Umbau des Programmschemas verbunden. Tendenz: mehr Platz für Informationsprogramme. Struves Programmreform vom 1. Januar 2006 wäre somit überarbeitet. Viele Spitzen der ARD erklären sie abseits offizieller Runden ohnehin für gescheitert, ein Jahr danach sind die alten Träume verblasst. Der ARD-Chefredakteur Thomas Baumann arbeitet zudem an einem "Info-Montag" ganz ohne seichten winzerköniglichen Serienschmelz.

Besonders die Macher der Politmagazine am Montag und Donnerstag hoffen auf Besserung. Sie haben sich bereits am 13. Oktober bei einem Treffen in Hamburg auf die neue Linie eingeschworen.

"Die Bilanz der Programmreform fällt aus Sicht der politischen Magazine der ARD kritisch aus. Die selbst gesteckten Ziele wurden nicht erreicht", heißt es ernüchtert im streng geheimen Protokoll der Veranstaltung.

Längere Dauer der Magazine wieder angestrebt

Dann beschreiben die Magazinmacher ihre Strategie: "Klar ist: eine kurzfristige Veränderung des Programmschemas ist aus Sicht der Magazinmacher in der ARD zur Zeit nicht durchsetzbar. Klar ist aber auch: es wird mittelfristig eine Reform der Reform geben müssen. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Magazine unbedingt wieder auf die klassische Länge von 45 Minuten verlängert werden."

Das erhoffen sich nun viele in der ARD von den aktuellen Renovierungsarbeiten am Programmschema: Zurück zu den bewährten 45 Minuten für die Politmagazine, wenn es auch nicht bei der großen Zahl von sechs - "Report Mainz", "Report München", "Panorama", "Monitor", "Fakt", "Kontraste" - bleiben muss. Im Gespräch ist immer noch eine Reduktion auf vier Magazine, wobei Panorama und Monitor zum Markenkernbestand zählen.

Es geht in der ARD nun aber auch verstärkt um Hilfen für die Nachrichtensendung "Tagesthemen". Sie hatten 2006 - nach der Reform - nur noch einen Marktanteil von 10,6 Prozent. Ein Minus von fast einem Prozentpunkt.

Das wird auch nicht durch die Tatsache weggeschminkt, dass um 22.15 Uhr noch mehr Leute vorm Fernseher sitzen und die Zahl der absoluten Zuschauer von 2,33 Millionen auf 2,41 Millionen marginal stieg.

In den ersten drei Wochen 2007 schalteten im Schnitt 2,46 Millionen Zuschauer ein, der Marktanteil betrug 10,2 Prozent. Vor diesem Hintergrund ist die Frage brisant, wer Anne Will im Fall des Falles bei den "Tagesthemen" beerben soll.

Von Sandra Maischberger hieß es, sie wolle weiter auch als Produzentin aktiv bleiben. Schon wird die frühere "Tagesthemen"-Frau Gabi Bauer als möglicher Ersatz genannt. Festgehalten werden soll auf jeden Fall an Tom Buhrow, der nach einem knappen halben Jahr noch nicht wie gewünscht beim Publikum ankommt.

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