Ambient-Pop:Studioambiente

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Partner von "U2" und Brian Eno: Daniel Lanois im Ampere

Von Jürgen Moises, München

Sein erstes Instrument ist eine Kinderflöte. Der Dollar, den er dafür ausgibt, war fürs Kino gedacht. Als der junge Daniel Lanois die weiße Flöte mit den roten Fingerlöchern im Schaufenster sieht, kann er nicht widerstehen. Sieht sie doch der Klarinette, für die er seit einigen Wochen schwärmt, sehr ähnlich. Die folgenden zwei Jahre wird er pausenlos auf dieser Flöte spielen. Damit er sich Melodien merken kann, erfindet er ein Notationssystem. Diese Anekdote, die Daniel Lanois in seiner 2010 erschienenen Autobiografie "Soul Mining: A Musical Life" erzählt, ist nicht nur interessant, weil sie sein damaliges "Eintreten in ein neues Leben" schildert. Sondern weil er, wenn er heute seine Musik notiert, noch mit ganz ähnlichen Diagrammen arbeitet.

Auch erfährt man in "Soul Mining", dass fast jeder musikalische Kollaborateur des kanadischen Musikers und Erfolgsproduzenten einen vergleichbaren Notationsfimmel hat. The Edge, der Gitarrist der irischen Band U2? Der sei ein gerade "forensischer" Notar. Und der britische Musiktüftler Brian Eno? Ein "Meister der Feder", der die verzwicktesten Diagramme damit erstellt. Mit Eno arbeitete Lanois jahrelang im Studio zusammen. Er hat für U2 "The Joshua Tree" produziert und für weitere Musiker wie Bob Dylan, Willie Nelson, Emmylou Harris, Peter Gabriel oder Neil Young ebenfalls einige ihrer wichtigsten Alben.

Am prägendsten für Lanois' eigene Musik, wie sie einem auf dem neuen Album "Goodbye To Language" entgegenströmt, das er am Mittwoch, 16. August, im Ampere vorstellt, war aber sicherlich die Zusammenarbeit mit dem britischen Ambient-Guru Brian Eno. So haben auch die zwölf experimentellen Instrumentalstücke, die der Kanadier unterstützt vom Lap-Steel-Gitarristen Rocco Deluca aufgenommen hat, einen deutlichen Ambient-Touch. Dass Lanois mit einer Armada an Effektgeräten gearbeitet hat, hört man den Stücken gar nicht an, so frei wie sie dahinfließen. Wie er sie live gemeinsam mit Jim Wilson und Kyle Crane an Gitarre und Schlagzeug umsetzt, darauf darf man gespannt sein.

Daniel Lanois , Mittwoch, 16. Aug., 20.30 Uhr, Ampere, Zellstraße 4

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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