46. Grammy-Verleihung:Keine Brust - nirgends

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Ach ja, die Grammys wurden mal wieder verliehen. Das war in etwa so spannend wie die Sondersendung: "40 Jahre Mainzelmännchen" im ZDF. Beyoncé Knowles wurde mit fünf Preisen versehen, der öffentlich zerknirschte Justin Timberlake erhielt zwei Grammys. Auch ein Deutscher trug sich in die Siegerliste ein. Dafür hätte Madonna mal besser an ihren Regenschirm denken sollen. Eine Bildergalerie

Bernd Graff

Jugendfreie Grammy-Verleihung in Los Angeles. Wie auch nicht anders zu erwarten war. Die Szene feierte sich selber - ein paar Ausfälle sind nicht weiter der Rede wert.

Geht mit fünf Grammy nach Hause: Shooting-Star Beyoncé Knowles (Foto: Foto: AP)

Dafür aber eine kleine Überraschung: Der deutsche Bariton Thomas Quasthoff erhielt in Los Angeles den Preis als bester klassischer Solist. Seine Einspielung von Schuberts Liedern, zusammen mit der Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter und begleitet von dem Europäischen Kammerorchester unter Leitung von Claudio Abbado überzeugte die Jury. Nominiert waren unter anderem auch die Sopranistin Montserrat Caballé und die Mezzosopranistin Frederica von Stade. Der deutsche Dirigent Wolfgang Sawallisch ging dagegen leer aus.

Der Abend stand jedoch ganz im Zeichen von Beyoncé Knowles. Sie stellte den Rekord für Künstlerinnen von Alicia Keys, Norah Jones und Lauryn Hill ein, die in der Vergangenheit ebenfalls je fünf Grammys erhielten. "Das ist unglaublich. Mein Auftritt hat mir eigentlich schon gereicht", sagte Beyoncé.

Bejubeltes Duett mit Prince

Popstar Prince hatte die 46. Grammy-Verleihung im Staples Center zuvor mit seinem 20 Jahre alten Erfolgstitel "Purple Rain" eröffnet, wenig später stieß Beyoncé hinzu und sang im Federrock, unter dem ein pinkfarbenes Höschen hervorspitzte, zunächst gemeinsam mit Prince und dann alleine.

Zwei Grammys entfielen auf ihren Hit "Crazy in Love", einmal als bester R&B-Song und einmal für die beste Rap/Gesangs-Zusammenarbeit. Der Freund der ehemaligen Destiny's-Child-Sängerin, Jay-Z, erhielt für seine Mitarbeit an dem Titel ebenfalls zwei Grammys. Die drei anderen Grammys bekam Beyoncé für die beste weibliche Leistung im Bereich R&B, für das beste zeitgenössische R&B-Album und für "The Closer I Get To You" mit Luther Vandross.

Für Vandross verlief der Abend ebenfalls sehr erfolgreich: Er erhielt weitere Preise für das beste R&B-Album und die beste R&B-Darbietung. Sein Song "Dance With My Father" wurde als Song des Jahres ausgezeichnet.

Vandross hat im April vergangenen Jahres einen Schlaganfall erlitten und konnte deshalb nicht an der Verleihung teilnehmen. "Ich möchte allen für eure Liebe und eure Unterstützung danken", sagte ein geschwächt wirkender Vandross in einer Videobotschaft.

Justin Timberlake entschuldigt sich für Zwischenfall

"Justified", das Debüt von Justin Timberlake, wurde als Pop-Album des Jahres ausgezeichnet; zudem ist Timberlake auch bester mänlicher Sänger. Timberlake bedauerte den Zwischenfall beim Superbowl, als im Duett mit Janet Jackson für Sekunden eine ihrer Brüste entblößt zu sehen war.

Zeitversetzte Ausstrahlung

"Was da passiert ist, war unbeabsichtigt, absolut bedauerlich, und ich entschuldige mich, wenn ich euch gekränkt habe", sagte er. Wegen des Skandals strahlte der Sender CBS die Grammy-Show um fünf Minuten zeitversetzt aus. Ähnlich Vorkommnisse hätten dann zensiert werden können.

Jackson, die ursprünglich bei der Grammy-Zeremonie anwesend sein sollte, wurde nach Angaben ihres Managements zunächst ausgeladen, später aber wieder eingeladen. Daraufhin habe sie selbst abgesagt. Ein Vertreter der Grammy-Show sagte dagegen, Jackson sei stets willkommen gewesen, sie habe es aber selbst vorgezogen, der Veranstaltung fernzubleiben.

In der Kategorie Album des Jahres siegten OutKast für "SpeakerBoxxx/The Love Below", die mit sechs Nominierungen als Favoriten galten. OutKast erhielten einen weiteren Grammy für "Hey Ya!" als beste Urban/Alternative Perfomance. Weitere Mehrfachgewinner waren Jack White von The White Stripes und Eminem mit je zwei Grammys sowie Bluegrass-Sängerin Alison Krauss mit drei.

Posthume Ehrung für Johnny Cash und Warren Zevon

Zu den Preisträgern zählten auch drei im vergangenen Jahr verstorbene Künstler. Country-Legende Johnny Cash erhielt gemeinsam mit Produzent Mark Romanek einen Grammy für das beste Kurzvideo mit dem Song "Hurt". Cashs Frau June Carter, die wenige Monate vor ihm starb, wurde für das posthum veröffentlichte "Wildwood Flower" als bestes traditionelles Folkalbum sowie für den besten weiblichen Countrygesang geehrt.

US-Songwriter Warren Zevon gewann einen Grammy für "The Wind" als bestes zeitgenössisches Folkalbum. Zevon hatte das Album in seinen letzten Lebensmonaten vollendet, bevor er einem Lungenkrebsleiden erlag.

Die in 105 Kategorien vergebenen Auszeichnungen sind die wichtigsten Preise der amerikanischen Musikindustrie. Deutsche Hoffnungen auf einen Erfolg der SWR-Big-Band oder des Schlagerkomponisten Michael Holm mit seiner in den USA erfolgreichen New-Age-Musikgruppe Cusco erfüllten sich nicht, sie gingen leer aus.

© sueddeutsche.de/AFP/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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