US-Studenten:Bildung für lau

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Wenn junge Leute aus Entwicklungs- und Schwellenländern bei uns studieren wollten, seien sie ihm herzlich willkommen, meint ein Leser. Aber US-Studenten? Das findet er nun eher unnötig.

"Berlin statt Berkeley" vom 1. Juli:

Unser Bildungssystem hat traditionell eine Willkommenskultur gegenüber ausländischen Studienbewerbern. Viele kommen aus Entwicklungs- und Schwellenländern, und sind - wenn sie gut ausgebildet in ihre Heimat zurückkehren - wertvoll für die dortige Gesellschaft. Bleiben sie hier, sind sie eine wirkliche Bereicherung für unser an Geburtenarmut leidendes Land. Eine "Win-win-Situation" also. Dass diesen jungen Hoffnungsträgern Studienplätze zum Nulltarif zur Verfügung stehen, ist für mich selbstverständlich. Anders sieht es in den USA aus: Dort zahlt jeder, der studieren will, egal ob Einheimischer oder Ausländer. Amerikaner finanzieren ihr Studium entweder über Kredite, Stipendien oder Sparpläne, die Eltern oft schon für ihre Neugeborenen abschließen. Daneben jobben viele Studenten auch noch. Dies ist die Regel; es sei denn, man hat eine sehr wohlhabende Familie im Rücken. Oder aber, man ist ein richtiger "Sportscrack".

Die Kluft zwischen den sozialen Schichten in den USA kann 1:1 auf das Bildungssystem übertragen werden. Und diese Kluft ist um ein Vielfaches breiter und tiefer, als dies hier in Deutschland ist, wo Bildungsforscher ja auch große Defizite feststellen. Und nun entdecken junge Amerikaner den alten Kontinent, respektive die Länder, wo es Bildung für lau gibt. Aus sehr persönlicher Erfahrung mit solchen Kandidaten kann ich nur konstatieren: Da hat praktisch keiner die Absicht, hier hängen zu bleiben und etwas zurückzugeben.

Man kommt ins Grübeln, wenn man sich vor Augen hält, welches Ungleichgewicht entstanden ist zwischen den bedürftigen Armutsflüchtlingen, geflohen vor Hunger, Not und Verfolgung und den "Bildungsarmutsflüchtlingen", die sich aus ökonomischen Gründen selbst aus ihrer Heimat USA abgeschoben haben . Es sind halt wieder einmal die Privilegierten die Gewinner. Manfred Mader, Buttenheim

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© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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