Karl-Erivan Haub:Bitte mehr Sensibilität

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In einem Artikel in der Wirtschaft wurde über das ungeklärte Schicksal des Unternehmers Karl-Erivan Haub berichtet. Leitende Mitarbeiter seiner Unternehmensgruppe fanden den Text nicht angemessen.

"Verschollen im Schnee" vom 12. April:

Der oben genannte Text nimmt das tragische Verschwinden des Unternehmers Karl-Erivan Haub zum Anlass, ein seltsames Psychogramm seiner Person zu entwickeln: Darin wird seine sportliche Leidenschaft so verfremdet, dass er als jemand gilt, dem es nur um "den Kick" beziehungsweise die "Gier nach Anerkennung" gehe. Der Mensch Haub wird nahezu karikiert, um den Unternehmer Haub gleich mit zu diskreditieren. Warum nimmt die ansonsten so akkurate Süddeutsche Zeitung diese menschliche Tragödie für die Familie und die Mitarbeiter der Tengelmann-Gruppe und ihrer Beteiligungen zum Ausgangspunkt eher einer Abrechnung denn einer Annäherung an eine große Unternehmerpersönlichkeit?

Wir haben Karl-Erivan Haub nicht nur anders erlebt, sondern ihn wegen seiner persönlichen Integrität, seiner Sorge um die Zukunft seiner Unternehmungen und damit ihrer Mitarbeiter geschätzt. Seit Samstag wird Karl-Erivan Haub vermisst. Niemand weiß bisher, was passiert ist. Fest steht: Haub war in den Schweizer Bergen, und er ist passionierter Skitourengeher und Extremsportler. Selbstverständlich ist ein Unternehmer von diesem Rang Gegenstand medialen Interesses. Millionen von Menschen nehmen Anteil an einem bewegenden Ereignis. Sie stellen Fragen nach dem Hergang, der Einschätzung der Rettungskräfte und den Aussichten, den Vermissten zu finden.

Dabei stellen sich natürlich auch Fragen nach der Motivation von Karl-Erivan Haub: Warum ging er alleine in die Berge? Kannte er die Gefahren nicht? War er gut genug ausgerüstet? Niemand kann diese Fragen wissend beantworten. Bei der SZ aber klingen diese Fragen wie Anklagen.

Wir kennen Karl-Erivan Haub seit Jahrzehnten. In all dieser Zeit haben wir ihn als umsichtigen und vorausschauenden Menschen erlebt, der nichts dem Zufall überlässt und auf alle Eventualitäten vorbereitet ist. Zugleich hat er sich immer seiner Verantwortung gestellt - für seine Unternehmen, für seine Mitarbeiter. Soziale Verantwortung hat er gelebt und nicht nur - wie manch andere Unternehmer - auf den Lippen geführt. Dieses Verantwortungsbewusstsein einerseits und die von den SZ-Autoren anderseits unterstellte Leichtsinnigkeit schließen sich aus. Wie sehr ihn diese Prinzipien geleitet und geprägt haben, zeigt seine Unternehmerkarriere eindrucksvoll. Haub leitet ein internationales Handelsimperium, hat mehrere Unternehmen aufgebaut und immer ein Gespür für neue Trends und Themen bewiesen. Die Unterstellung, wonach Karl-Erivan Haub zu einer riskanten Skitour aufgebrochen ist, um sich selbst oder anderen etwas zu beweisen, zeigt uns vor allem: Wer so etwas äußert, der kennt die Persönlichkeit Haub offenbar nicht.

Überdies ist es mehr als unangemessen, in einer derart sensiblen Situation das Bild eines leichtsinnigen und skrupellosen Mannes zu zeichnen. Es suggeriert, dass Haub eigentlich selbst Schuld habe an seinem Verschwinden, ja, dass sein übertriebener Ehrgeiz ihn veranlasst habe, über seine Grenzen hinauszugehen. Eine solche Interpretation gehört sich nicht. Sie ist unanständig. Uns bewegt und beschäftigt die unklare Situation ebenso wie die Familie Haub, und wir sind in Gedanken bei der Familie in dieser für sie schwersten Zeit. Umso mehr sehen wir es als geboten, mit besonderer Sensibilität und Sorgfalt über das Verschwinden Haubs zu berichten.

Patrick Zahn, KiK Textilien und Nonfood

GmbH, Stefan Heinig, H.H. Holding GmbH

© SZ vom 14.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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