Weiterbildung:Außen Glamour, innen Kalkül

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Partyleben, Herumreisen, Schickimicki: Der Beruf des Eventmanagers ist weniger glamourös als sein Ruf. Wer ihn ausüben will, muss in der Branche zu Hause sein - und rechnen können.

Von Christine Demmer

Wenn Achim Petry auf der Bühne steht und Rocksongs zum Besten gibt, kann er auf eine feste Fan-Gemeinde bauen. Die hat er von seinem Vater, dem Schlagersänger Wolfgang Petry, übernommen. Und meistens singt Achim auch dessen Lieder.

Als Eventmanager sollte man aus eigener Erfahrung wissen, wie es auf Veranstaltungen und Konzerten hinter den Kulissen zugeht. (Foto: Foto: dpa)

Die wenigsten Konzertbesucher wissen, dass der Sohn außerdem als Dozent an einer privaten Wirtschaftsakademie in Köln unterrichtet. In denselben Räumen, in denen heute angehende Veranstaltungskaufleute an zwei Abenden in der Woche Buchhaltung, Kostenrechnung und Lizenzrecht büffeln, saß der Musiker bis vor drei Jahren noch selbst.

Sein Abendstudium zum Musik- und Veranstaltungskaufmann und anschließend zum Eventmanager hat er noch keine Sekunde bereut. "Die Musikbranche ist eine Haifischbranche", sagt der 33-Jährige, "da ist es gut, wenn man als Künstler auch Bescheid weiß, was hinter den Verträgen steckt."

Zu dieser Einsicht kam der Musiker erst mit Ende zwanzig. In Europa und in Asien hatte Petry schon getourt, goldene und Platin-Schallplatten eingeheimst, doch bei der Frage eines Kollegen musste er passen. "Als der sich bei mir erkundigte, wie viel Mehrwertsteuer er bei einem Auftritt draufschlagen müsse, kam ich ins Grübeln", erzählt Petry. "Von da an wollte ich genauer wissen, was ich tue, wie ein Vertrag zustandekommt und was im Hintergrund von Musikveranstaltungen passiert."

Beim Arbeitsamt Köln riet man ihm zu einer berufsbegleitenden Ausbildung als Musik- und Veranstaltungskaufmann und empfahl dafür die W.A.R.-Wirtschaftsakademie am Ring.

Ein Jahr lang lernte Petry Wirtschaftsmathematik, Buchführung und spezielles Vertragsrecht, am Ende legte er im Verein mit einem Dutzend Mitschüler vor der Industrie- und Handelskammer die Prüfung ab. "Es wurde von Woche zu Woche leichter", sagt er, "zuerst musste ich natürlich erst wieder lernen, wie man lernt, aber dann ging's ganz gut."

Einmal auf den Geschmack gekommen, ging der Musiker noch einen Schritt weiter und buchte den neunmonatigen Aufbaulehrgang Eventmanagement. Nach der Abschlussprüfung arbeitete er eine Zeitlang im Controlling einer Bochumer Werbefirma und fühlt sich heute fit genug, um sich von Künstleragenten und Musikverlegern kein X für ein U vormachen lassen zu müssen.

Die Branche ist nicht so glamourös wie ihr Ruf

"Die Branche ist längst nicht so glamourös, wie sich das viele vorstellen, immer nur Party und so", sagt Petry. "Das ist knallhartes Business, und wer sich da nicht auskennt, holt sich finanziell eine blutige Nase."

Der Musiker teilt seine Tage zwischen Plattenstudio, Tourneebühne und Klassenzimmer, schreibt zwischendurch Titelmusiken fürs Fernsehen und findet das Arrangement gelungen: "Die meisten Dozenten der Wirtschaftsakademie sind Praktiker - und das ist genau das, was die Lernenden brauchen."

Praxiserfahrung ist das A und O

Das hört man von Insidern immer wieder. "Bestens geeignet als Eventmanager", eine Fortbildung, die für Veranstaltungskaufleute oder branchenkundige Quereinsteiger zugeschnitten ist, "ist jemand, der selbst im Showbusiness oder in der Gastronomie zu Hause ist oder war", sagt Armin Rahn. "Der weiß dann nämlich, wie es auf Veranstaltungen und Konzerten zugeht. Praxiserfahrung ist in dieser Branche das A und O."

Rahn bildet als Künstleragent und Konzertausrichter in München jedes Jahr Veranstaltungskaufleute aus. An Bewerbern mangelt es nicht, der Beruf ist in Mode. "Viele werden uns gleich nach der Prüfung weggefangen, aber was der Markt am liebsten will, ist Praxis, Praxis, Praxis."

Die Veranstaltungsbranche boomt. Mit dem wachsenden Angebot steigen die Ansprüche an die Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen.

Ob Gala-Empfang, Benefizveranstaltung, Rockfestival, Kongress oder Messe: Soll die Sause rundherum gelingen, dann muss sich irgendjemand um die Organisation kümmern. Und zwar an verantwortlicher Stelle: Er muss den Kopf herhalten, wenn etwas schiefläuft. Das ist eine echte Herausforderung für planerisch begabte Betriebsnudeln und umfasst mehr, als Häppchen zu ordern, Künstler zu buchen und im Backstage-Bereich die Vorgruppe bei Laune zu halten.

Die wahren Profis geben sich damit ohnehin nicht ab, dafür haben sie ihre Crew. Eventmanager sind die kaufmännischen Rechner hinter den Kulissen, die zwar durchaus den Schaulauf zu schätzen wissen, zweistellige Umsatzrenditen aber noch mehr.

Eventmanager ist kein geschützter Beruf

Anders als "Veranstaltungskaufmann oder -frau" ist "Eventmanager" keine geschützte Berufsbezeichnung: Jeder kann sich so nennen, ob er fachlich versiert ist oder nicht. Konzertveranstalter und Eventagenturen legen daher größten Wert auf eine von anerkannten Stellen durchgeführte Abschlussprüfung.

Selbst Thomas Mießen, stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsakademie in Köln, warnt vor Illusionen: "Messen und Agenturen brauchen keine Schickimickis, sondern bodenständige Verrichter, die auf die Zahlen achten. Dafür muss man viel Flexibilität mitbringen, mit Stress umgehen und mit Menschen kommunizieren können", sagt Mießen. "Und mit Mathe nicht auf Kriegsfuß stehen", fällt Achim Petry noch ein, "in meinem Lehrgang war das für viele Teilnehmer das größte Problem."

© SZ vom 28.6.2008/mei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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