Uni Greifswald:Professoren-Voting per SMS

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Buchstabe, Zahl, Vorlesungsnummer: Die Medizin-Studenten an der Uni Greifswald stimmen mit ihrem Handy über die Leistung ihrer Professoren ab. Sofort nach jeder Vorlesung.

Nicht länger als zwei Minuten wandert Christoph Buddes Daumen über die Tasten seines Handys. SMS-Code eingeben, senden und schon ist das Urteil über die letzte Pharmakologie-Vorlesung auf dem Weg in das Studiendekanat der Medizinischen Fakultät der Greifswalder Uni. Noch am selben Abend weiß nicht nur der Professor, wie seine Vorlesung bei den künftigen Medizinern angekommen ist. Das "Professoren-Voting" ist auf der Homepage des Studiendekanates auch für alle Beteiligten, allerdings anonymisiert, einsehbar.

Als deutschlandweit erste Hochschule hat die Universität in Mecklenburg-Vorpommern die Beurteilung der Lehre durch die Studenten per SMS eingeführt. Am Mittwoch wurde eine halbjährige Testphase mit 120 Medizinstudenten abgeschlossen. "Diese neue Form der Evaluation ist ein Trendsetter", sagt Studiendekan Claus-Dieter Heidecke.

Mit der 9. Novelle der Approbationsordnung vom Juni 2002 müssen sich deutschlandweit Medizin-Professoren und Dozenten verstärkt dem Urteil ihrer Studenten stellen. Während an anderen Hochschulen noch immer auf Fragebogen gesetzt wird, hat sich Greifswald für den Professoren-Check per SMS entschieden. "Wir haben überlegt, welches Infosystem uns sofort Informationen geben kann, wenn etwas im Lehrbetrieb nicht funktioniert. Die schnellste und kostengünstigste Lösung war die SMS", sagt Heidecke.

Der Rücklauf liege um ein Vielfaches höher als bei der Zettelwirtschaft. Nach jeder Vorlesung haben der angehende Mediziner Christoph Budde und seine 119 Mitstudenten des 5. Semesters ihr Urteil nach standardisierten Vorgaben per Handy abgegeben. Den Aussagen von A bis H wie "Der Lehrstoff wurde verständlich vermittelt" oder "Es wurde eine Prüfungsrelevanz der Lehrinhalte erkennbar" waren vier Antwortmöglichkeiten (1 bis 4) von "stimmt voll" bis "stimmt überhaupt nicht" zugeordnet. Die Kombination aus Buchstabe und Zahl, ergänzt mit der Vorlesungsnummer, haben Budde und seine Kommilitonen dann an das Studiendekanat gesendet. Die Greifswalder Studenten erwiesen sich als fleißige SMSler: Rund 1600 Kurznachrichten gingen auf den Weg in das Studiendekanat.

"Eine fantastische Möglichkeit, den Lehrkräften zu zeigen, wo es gut geht und wo es besser gehen könnte", schätzt der 22-Jährige ein. Anscheinend geht es gut. Rund 80 Prozent der Vorlesungen erhielten von den Medizinstudenten ein positives Votum. Wo es nicht gut ging, habe der Dozent an der Verbesserung der Vorlesungen gearbeitet, sagt Projektleiter Bernd Kordaß und tippt zum Beweis auf eine Auswertung, wo nach einer mehrwöchigen Phase mit vorrangig negativen Voten die Studenten-Urteile langsam freundlicher wurden. "Da hat sich doch offenbar etwas getan." Die Medizinische Fakultät will an dem Professoren-Check per SMS festhalten. "Wir hoffen, deutschlandweit Standards zu setzen", sagt Kordaß. Vom Wintersemester an sollen in Greifswald alle Medizinstudenten zum Handy greifen, wenn es um die Einschätzung der Lehre geht.

© dpa, von Martina Rathke - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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