Uni Eichstätt:Mies gemacht

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Die Katholische Universität Eichstätt muss um ihren Ruf kämpfen.

Von Christine Burtscheidt

Es gibt gute und schlechte Tage im Leben eines bayerischen Universitäts-Präsidenten. Wenn Ruprecht Wimmer ehrlich ist, überwiegen eigentlich die Guten. In der barocken Sommerresidenz mit Blick auf wasserspeiende Putten und rund rasierte Buchsbäumchen lässt es sich als Hochschul-Chef der Katholischen Universität Eichstätt (KU) fürstlich leben. Die dörfliche Idylle im historischen Ambiente wissen auch die 4500 Studenten zu schätzen. Immer wieder schneidet die Hochschule bei bundesweiten Vergleichen gut ab. Doch justament wenige Wochen vor ihrem 25-jährigen Jubiläum haben Experten die gute Stimmung mies gemacht. Auf vier vernichtenden Zeilen sprachen sie Eichstätt jede wissenschaftliche Exzellenz ab. Seit sechs Wochen predigt nun Ruprecht Wimmer landauf, landab, wie gut der Ruf der Uni doch wirklich sei. Das wird er auch am morgigen Festakt vor den geladenen Gästen in der Aula tun.

Gute Lehre in preisgekrönter Architektur wie dem Neubau der Zentralbibliothek von Günter Behnisch bietet die Universität Eichstätt ihren Studenten. Ebenso spektakulär sind die Anbauten von Karljosef Schattner. (Foto: Foto: Uni Eichstätt)

Eigentlich ist die KU ein Unikum. Es ist die einzige katholische Hochschule im deutschsprachigen Raum. Weltweit gibt es 100 davon. Ihren universitären Status verdankt sie Papst Benedikt XVI. Als Vorsitzender der bayerischen Bischofskonferenz erhob der damalige Kardinal Joseph Ratzinger 1980 die Gesamthochschule in den Stand einer Universität. So viel Rom in Eichstätt mitreden darf, finanziert wird die Hochschule vor allem vom Staat. Er trägt den Löwenanteil des jährlichen Etats von 40 Millionen Euro. Die Kirche steuert dazu nur 15 Prozent bei.

Als jüngst im Auftrag des Wissenschaftsministeriums die Mittelstraß-Kommission zusammentrat, um ein Optimierungskonzept für Bayerns Hochschulen vorzulegen, blendeten die Experten Eichstätt dennoch wegen seines Sonderstatus aus. "Sie wollten eigentlich auf einen Kommentar verzichten, lieferten dann aber ein vernichtendes Pauschalurteil", sagt Wimmer. Eichstätt, hieß es Anfang April in den Empfehlungen der Experten, habe Probleme, sich unter den Universitäten zu behaupten. Was auch dadurch dokumentiert werde, dass die Hochschule noch immer nicht Mitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sei. Der Hieb saß. Bis zum heutigen Tag haben sich die 120 Professoren von dem Schlag nicht erholt.

So viel ist an der Sache wahr: Mit einer Million Euro jährlich erhält die KU mit Abstand die geringsten Fördergelder der DFG landesweit. Doch ähnlich wie Passau und Bamberg ist es eine kleine Hochschule mit einem rein geisteswissenschaftlichen Profil. Es ist für sie nicht leicht, mit Schwerpunkten wie der Lehrerbildung, der katholischen Theologie oder den Wirtschaftswissenschaften zusätzliche Finanzquellen zu erschließen.

Wimmer beklagt denn auch, dass sich die Experten zu diesen Fächern äußerten. Bei den Wirtschaftswissenschaften hätten sie sich mit Kritik auch schwer getan. Seit 1989 arbeiten diese nämlich ziemlich erfolgreich in der Außenstelle in Ingolstadt. Deutsche Personalchefs bewerteten die Absolventen mit Bestnoten, ob nun in Karriere, in der Wirtschaftswoche oder im Spiegel. "Die Kommission hatte eine schwere Aufgabe und sie nicht optimal gelöst", verteidigt Präsident Wimmer die Universität, die nun justament zum Jubiläum um ihren Status bangt. Schöne Sätze hat er sich für den Festakt zurechtgelegt, wie: "Wir sind eine Alternative zur Massenuni und betreiben Wissenschaft aus einem christlichen Wertekanon heraus."

In der Caféteria 100 Meter weiter nutzt Christina Mann soeben die Mittagspause und plaudert mit Freunden über ihre Berufschancen. "Wenn es um Spitzenforschung geht, dann sind wir hier falsch", meint die 23-jährige Germanistik-Studentin. Sie will keine Wissenschaftlerin, sondern Lehrerin werden. Und dafür bilde Eichstätt gut aus. Das Chaos, sagt Mann, habe sie ausreichend in München erlebt, wo Kurse so überlaufen seien, dass Studenten ihre Scheine nicht machen konnten und Professoren selten persönlich ansprechbar gewesen seien.

"Die Lehre ist hier sehr, sehr gut", sagt auch Englisch-Student Thomas Brandt. Nur fragt er sich, wie lange noch. Auch Eichstätt trifft das Spardiktat des Staates. 16 Stellen musste die Universität 2004 abgeben und den Studiengang Diplompsychologie schließen. Erschwerend kommt die angespannte Finanzsituation der Kirche hinzu. Schon gibt es Klagen von Studienanfängern, die bei Einführungskursen auf ähnlich ausgebuchte Seminare wie in München stoßen. Sollte sich die Situation verschärfen, stünde nun wirklich der Ruf der Uni auf dem Spiel. Darauf weiß Wimmer nur eine Antwort: ¸¸Wenn Studiengebühren kommen, werden wir uns dem anschließen."

© SZ vom 11.5.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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