SZ-Studie (Hochschule & Beruf vom 13. April 2000):Informatik

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Experten fehlen: Die IT-Branche sucht händeringend Absolventen

Wie kommt man durchs Studium?

Studienanfänger und Absolventen (Foto: Statistisches Bundesamt)

Die Zahl der Studienanfänger ist in der ersten Hälfte der 90er Jahre gesunken, weil damals die Nachfrage nach Informatikern deutlich zurückging. Als sie nach 1994 spürbar anzog, stieg auch die Zahl der Erstsemester bald wieder. Mittlerweile hat sie die Rekordhöhe von 21.750 erreicht. Wegen der zwischenzeitlichen Flaute kam es 1998 auch bei den Absolventenzahlen zu einer Trendumkehr, die jedoch nur von kurzer Dauer sein wird. Schon in diesem Jahr dürften die Absolventenzahlen wieder leicht steigen. An den Fachhochschulen erreichen 60 Prozent der Informatik-Anfänger das Diplom, an den Universitäten sind es ungefähr 40 Prozent.

Die Informatik ist die mit Abstand jüngste Disziplin in der Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaft und nimmt auch in anderer Hinsicht eine Sonderstellung ein. Während vor allem die Naturwissenschaften in erster Linie auf das Streben nach Erkenntnisgewinn ausgerichtet sind, stand in der Informatik von vornherein die Entwicklung von Problemlösungen für konkrete Anwendungen im Vordergrund. Die Informatik ist daher eher eine Technologie als eine Wissenschaft im klassischen Sinne und darin vergleichbar mit den Ingenieurwissenschaften, für die sie eine Art Querschnittstechnologie darstellt.

Diese Tatsache hat eine Reihe von sichtbaren Konsequenzen in der Hochschulausbildung. Erstens haben die Studiengänge an Fachhochschulen in der Informatik eine wesentlich größere Bedeutung als in den Naturwissenschaften: Die Nachfrage nach Fachhochschul-Studiengängen liegt nur geringfügig unter derjenigen nach Universitäts-Studiengängen. Zweitens wurden inzwischen eine Vielzahl von Kombi-Studiengängen eingerichtet, in denen einem klar definierten Anwendungsfeld von Studienbeginn an breiter Raum gegeben wird (etwa Wirtschaftsinformatik, Ingenieurinformatik, Geoinformatik, Medieninformatik, Technische oder Medizinische Informatik).

Wie findet man einen Job?

Die Zahl der erwerbstätigen Informatiker ist in den letzten Jahren rapide gestiegen. 1991 gab es in den alten Ländern 42.600 Informatiker - 4 Jahre später waren es bereits 71.000. Bei Arbeitsmarktprognosen spielt der altersbedingte Ersatzbedarf momentan keine große Rolle. Die Nachfrage hängt vor allem vom Tempo technologischer Innovationen und von der Konjunktur ab. Der Bedarf an Informatikern wird auch in Zukunft anhaltend hoch sein und nur zu einem Bruchteil durch die Hochschulabsolventen gedeckt werden können. Allerdings wird die Wachstumsrate in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der IT-Branche sehr unterschiedlich ausfallen.

So dürften klassische Kernbereiche der Informatik wie Systemprogrammierung und Software-Entwicklung langsamer wachsen als Bereiche wie Informations- und Kommunikationstechnologie oder Betreuung von Netzwerksystemen und Beratung von Anwendern. Nach Expertenschätzungen werden im Jahr 2002 rund 600.000 Fachkräfte für Aufbau und Pflege von Computer-Netzwerken fehlen. Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Green Card sei erwähnt, dass die Hochschulen den Bedarf an Computer-Experten schon lange nicht mehr decken. Derzeit kommen etwa fünf Sechstel der Beschäftigten in der IT-Branche nicht direkt aus den Hochschulen, sondern rekrutieren sich aus Umschülern oder Quereinsteigern.

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