Studentische Geschäftsidee:Hocker für die VIPs

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Zwei Studenten haben einen Mietservice für Designer-Möbel gestartet. Der ist so erfolgreich, dass sie die Uni geschmissen haben - und jetzt sogar im Fußballgeschäft mitmischen.

C. Lauenstein

Angela Merkel hat es getan, wenn auch nur kurz. Uefa-Präsident Michel Platini hat es getan, er soll sich wohl gefühlt haben, heißt es. Und auch die Mitglieder der Rock-Band Sportfreunde Stiller haben es getan: Sie haben sich nach ihrem Auftritt in die Sessel von Guido Eming gefläzt. Denn Eming, 32, vermietet Designer-Möbel. Mit seinen Stühlen und Hockern ist er meistens dort, wo nur die "very important persons", also die vermeintlich wichtigen Menschen, kurz VIP genannt, Zutritt haben: auf Polit-Partys in Berlin, in den Logen von Fußballstadien oder hinter großen Konzertbühnen. Aus seiner Heimatstadt Paderborn fährt er die "Loungemöbel", wie er sie nennt, überall dorthin, wo sie gebraucht werden - europaweit.

Guido Eming: "So richtig Klick gemacht hat es 2006 - während der Fußball-WM in Deutschland." (Foto: Foto: oH)

Dabei war zunächst alles nur eine fixe Idee aus Studienzeiten. Neben der Uni jobbte Eming für eine Eventagentur. Ihm fiel damals auf, dass die Kunden für Messen und Partys immer häufiger ausgefallene Möbel verlangen, also das, was nicht jeder hat. "Ich habe gedacht, da könnte man mal was draus machen", erzählt Eming. Mit seinem Studienfreund Carsten Meyer gründete er schließlich das Unternehmen Loungekonzept. Die beiden mieteten eine Garage, bauten eine Homepage im Internet auf und begannen damit, im kleinen Stil quaderförmige Designer-Hocker zu vertreiben. Zur Uni gingen sie immer seltener, ab und zu mal in eine Marketing-Vorlesung.

Möbel statt Uni

"So richtig Klick gemacht hat es allerdings erst 2006 - während der Fußball-WM in Deutschland", sagt Eming. Bei einem Praktikum im Dortmunder Stadion bekam er hautnah mit, wie sich der Weltfußballverband Fifa Teller, Messer oder Lampen für das Großereignis organisierte - alles per Miete. "Ein riesiges Geschäft", sagt Eming. "Da wollten wir unbedingt mitmischen." Die beiden Jungunternehmer vergrößerten ihr Angebot, finanziert wurde jede Erweiterung mit dem Geld, das laufend hereinkam.

Eming und Meyer haben die Uni schließlich geschmissen und kümmern sich seither nur noch um die Möbel. "Beim Abschied von der Uni hatte ich ein ungutes Gefühl", sagt Eming. "Aber das Geschäft lief einfach zu gut." Eltern und Freunde hätten anfangs die Köpfe geschüttelt und vor einer Pleite gewarnt. Doch das war gestern.

Designer-Sessel über den Ärmelkanal

Den Durchbruch brachte im vergangenen Jahr ein Anruf vom europäischen Fußballverband Uefa. Eine Mitarbeiterin rief an und sagte, sie sei im Internet auf Emings Firma gestoßen. Für Champions-League-Spiele in Gelsenkirchen und Stuttgart sowie für das Uefa-Cup-Finale 2008 in Manchester suche man noch Möbel für den VIP-Bereich. Ob man ins Geschäft kommen könnte? Wenige Wochen später saß Eming auf einer Fähre und überquerte mit seinen Designer-Sesseln den Ärmelkanal. Zwei Wochen lang musste er im Stadion des Vereins Manchester City schrauben und basteln. "Für 90 Minuten Fußball", sagt er. "Unglaublich." Seitdem hat er im millionenschweren Fußballgeschäft einen Fuß in der Tür.

Der Betrieb wächst. Eming beschäftigt mittlerweile fünf festangestellte Mitarbeiter und 15 Aushilfen, der Umsatz ist siebenstellig. Die Möbel des Unternehmens füllen schon eine 5000 Quadratmeter große Lagerhalle. Und die Wirtschaftskrise? "Die belastet uns nicht", sagt Eming. "Unsere Auftraggeber müssen zwar sparen. Aber Veranstaltungen oder Messen sind für viele Firmen Pflicht." Und sitzen wollen Besucher schließlich immer.

© SZ vom 8.7.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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