Student als Uni-Rektor:"Rolls Royce unter den Unis"

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Student Linus Wörffel bewirbt sich an der Düsseldorfer Uni - als Rektor. Damit wäre der 24-Jährige Chef von 253 Professoren und könnte einen Etat von 227 Millionen Euro ausgeben.

Carolin Gasteiger

Mit diesem Bewerber dürfte der Hochschulrat der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität wohl kaum gerechnet haben.

Linus Wörffel in Denkerpose: Als Rektor möchte er seinen ehemaligen Kommillitonen zu mehr Mitbestimmung verhelfen. (Foto: Foto: privat)

In einer Stellenausschreibung für den Posten des Rektors sucht die Hochschule bis zum Herbst "eine wissenschaftlich und administrativ durch Leistungserfahrung ausgewiesene Persönlichkeit". Neben Professoren spricht die Düsseldorfer Uni damit offenbar auch Kandidaten aus der Wirtschaft an.

Auch Linus Wörffel interessiert sich für den Job. Auf sechs Seiten schildert er in seiner Bewerbung ausführlich seine Motivation, die Heinrich-Heine-Universität zukunfts- und international wettbewerbsfähig zu machen. Sein Slogan: "Ich mache Zukunft". Einen "Rolls Royce oder sogar Jaguar der Universitätslandschaft" will er aus der Düsseldorfer Hochschule machen: "Sie soll fortschrittsorientiert, dynamisch, unverwechselbar und ästhetisch sein", sagt Wörffel. "Aus der Heinrich-Heine-Universität soll ein Ort der intellektuellen, wissenschaftlichen sowie menschlichen Begegnung werden."

Weder Hochschulprofessor noch Firmenmanager

Aber Linus Wörffel ist weder belesener Hochschulprofessor noch aufstrebender Unternehmensmanager - sondern Student. Der 24-jährige Düsseldorfer macht gerade seinen Master im Fach Medienkulturanalyse, außerdem ist er Pressereferent des Asta und Chefredakteur der Asta-Zeitung. Seinen Germanistik-Abschluss hat er bereits in der Tasche - und damit auch eine der Bewerbungsvoraussetzungen für den Rektorenposten. Denn die Stellenausschreibung verlangt rein formal lediglich ein abgeschlossenes Hochschulstudium.

Mit der ungewöhnlichen Aktion will Wörffel darauf aufmerksam machen, dass viele Stellenausschreibungen mit bedeutungsschweren Worthülsen ausgeschmückt werden. "Da kann sich einfach jeder angesprochen fühlen", sagt Wörffel.

In seiner Bewerbung betreibt er deshalb gnadenloses Selbstmarketing: Sein Strategiedenken verdanke er etwa der "Leidenschaft zum Schachspiel", Durchsetzungsvermögen habe er als "erprobter Langstreckenläufer" ohnehin. Er schreibt von "Exzellenzclustern", "Synergien" und "identifikationsstiftender Essenz".

Auf die Frage, was ihn zum guten Rektor mache, nennt Wörffel sein Alter und seinen guten Draht zu den Studenten. Den überalterten Hochschulgremien könne frischer Wind nicht schaden. Seine mangelnde Erfahrung möchte er durch ältere Mitarbeiter kompensieren. Trotzdem sei es gerade sein Alter, dass der Berufungskommission unangenehm aufstoße. "Immer wenn einer auf den Plan tritt, der auffällt, wird aus Angst, der könnte was verändern, die Alterskarte gezogen - auch in der Politik", sagt Wörffel.

Kein simpler Scherz

Wer hinter der Kandidatur des Studenten nur einen albernen Scherz vermutet, irrt. "Ich meine das todernst. Es ist mein besonderes Anliegen, auf die schlimmen Entwicklungen an der Hochschule hinzuweisen." So hätten die Studierenden in dem neu geschaffenen Hochschulrat kein Mitspracherecht und anders als die Geisteswissenschaften würden die Naturwissenschaften von Sponsorengeldern überschüttet. In die Lehre würde zu wenig investiert. Als Lösung hat sich Wörffel eigens ein Zukunftskonzept ausgedacht. Falls er die Stelle als Rektor bekommt, würde er diesem Zukunftskonzept auch sein Masterstudium opfern.

Sein Umfeld hat auf Wörffels Bewerbung positiv reagiert. "Viele haben geschmunzelt, viele finden meine Bewerbung mutig", sagt er. Der Asta steht hinter der Bewerbung seines Pressereferenten. Wäre er doch ihre Verbindung in die obersten Riegen der Hochschule.

Seine Chancen auf ein Vorstellungsgespräch beurteilt der engagierte Student schlecht - obwohl er aus zuverlässiger Quelle erfahren haben will, dass seine Bewerbung zu den Besten gehöre. Da das Bewerbungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, will sich die Universität zu der Bewerbung von Wörffel nicht äußern. "Kein Kommentar", heißt es aus der Düsseldorfer Pressestelle.

Am 15. August wird der Hochschulrat dem Senat einen Kandidaten vorschlagen. Linus Wörffel hofft, dabei zu sein.

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