Standpunkt:"Es geht um erfolgreiche Teams, nicht um einen Wettkampf der Geschlechter."

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Interview: Stephanie Schmidt

(SZ vom 9.2.2002) Thomas Aurnhammer leitet als geschäftsführender Gesellschafter die Firma MRIDeutschland, Tochter des weltgrößten Personalberatungs-Unternehmens MRI Worldwide. In dieser Funktion hat er über Jahre hinweg Erfahrungen in der Teambildung gesammelt. Die SZ sprach mit Aurnhammer über die besonderen Ansprüche, die Frauen an ihren Beruf stellen.

SZ: Herr Aurnhammer, Unternehmen suchen seit einigen Jahren gezielt nach weiblichem Führungsnachwuchs. Eine vorübergehende Modeerscheinung?

Aurnhammer: Es mag zurzeit schon auch ein wenig in Mode sein. Aber ich denke, dieser Trend ist ein Anzeichen für eine langfristige Entwicklung. Einige Unternehmen haben inzwischen gemerkt, was für ein Unfug es ist, wenn 90 Prozent der Führungskräfte Männer sind.

SZ: Was halten Sie von Rekrutierungs-Workshops für Frauen? Taugen sie mehr als herkömmliche Bewerbungsverfahren?

Aurnhammer: Bei solchen Schnupper-Veranstaltungen können Bewerberinnen das Klima in einem Unternehmen besser ausloten. Und das ist für Frauen sehr wichtig. Sie legen Wert auf das Geschehen hinter die Kulissen.

SZ: Haben Frauen solche Veranstaltungen überhaupt nötig? Denkt man denn, sie wären sofort eingeschüchtert, wenn nur ein einziger Mann im Raum ist?

Aurnhammer: Das sicher nicht. Ich würde diesen ganzen Trend eher als Folge eines gewissen Nachholbedarfs sehen. Jahrzehntelang war die Einstellungspraxis nicht ausgewogen, wurden Männer im Allgemeinen bevorzugt. Jetzt will man möglichst rasch das Potenzial der qualifizierten Frauen nutzbar machen, aber trotzdem nicht wahllos Quotenfrauen einstellen. Deshalb gehen Firmen inzwischen verstärkt auf diese Zielgruppe zu und umwerben sie - eine ganz logische Entwicklung.

SZ: Müssen männliche Führungskräfte die gezielte Frauenförderung fürchten?

Aurnhammer: Nein, und das tun auch die wenigsten. Erfolgreiche Leute haben weniger Angst vor Konkurrenz als vielmehr ein Interesse daran, in einem guten Team zu arbeiten. Und die international erfolgreichsten Teams setzen sich zusammen aus Jung und Alt, Schwarz und Weiß, Männern und Frauen. Darum sollte es gehen, und nicht um irgendeinen Geschlechter-Wettkampf.

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