Mit Hilfe von Physiotherapie werden gestörte Bewegungsabläufe und Körperfunktionen mit natürlichen Mitteln wie etwa Massage behandelt - und das nicht nur beim Menschen. Viele Vierbeiner leiden ebenso unter Haltungsschäden oder Bewegungsstörungen. Hilft in solchen Fällen kein Arzneimittel, ist oft der Tierphysiotherapeut gefragt.
Wachsender Bedarf an Tiertherapeuten
Der Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal für sanfte Tiertherapien nimmt seit einiger Zeit in Deutschland zu: "In der Tiermedizin findet langsam aber sicher ein Umdenken statt", sagt Heide Simon vom Freien und Privaten Ausbildungsinstitut für Alternative Tierheilkunde (FAT) in Gelsenkirchen. "Im Gegensatz zur Humanmedizin sind aber leider die Ausübungen der Tätigkeiten des Tierphysiotherapeuten und auch des Tierheilpraktikers noch immer nicht gesetzlich geregelt. Wir wünschen uns, dass gerade deshalb eine solide Ausbildung in allen Bereichen der alternativen Tiermedizin eingehalten wird."
Von Massage bis zu Bewegungsübungen
Die Arbeit des Tierphysiotherapeuten umfasst unter anderem klassische Massage, Bewegungsübungen, den Einsatz von Wärme und Kälte und die Anwendung diverser elektrotherapeutischer Geräte.
In der Regel arbeitet der Tierphysiotherapeut eng mit den örtlichen Tierärzten zusammen. Sie überweisen die Patienten mit einer entsprechenden Diagnose. Den physiotherapeutischen Behandlungsplan muss der Therapeut erstellen. Er arbeitet entweder in der eigenen Praxis, in den Räumen des Tierarztes oder in Haus beziehungsweise Stall des Tierhalters.
"Voraussetzung für den Beruf des Tierphysiotherapeuten ist ein sehr guter Kontakt zu Tieren, ausgeprägtes Einfühlungsvermögen und manuelles Geschick", sagt Heide Simon. Die Ausbilder am FAT setzen zudem Reitkenntnisse und Erfahrung im Umgang mit Hunden voraus.
Die Schulung zum Tierphysiotherapeuten findet häufig in nebenberuflichen Ausbildungsseminaren über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren statt. Sie kostet zum Beispiel beim FAT 7.500 Mark, inklusive aller Lehrmaterialien.
Hauptklientel: Hunde und Pferde
Katzen sind eher selten Patienten der Tierphysiotherapeuten, das Hauptklientel stellen Hunde und Pferde. Bei deren Beschwerden handelt es sich meist um Wirbelsäulenprobleme, Gelenkerkrankungen, Lahmheit oder Bandscheibenschmerzen.
"Viele Tiere kommen nach einer Operation zu uns, anderen macht das Alter zu schaffen", sagt Katrin Blümchen vom 1. Verein für Tierphysiotherapie in Herford, "da gibt es viele Parallelen zum Menschen."
Monatliche Verdienstmöglichkeiten bis zu 6000 Mark brutto
Katrin Blümchen leitet seit fünf Jahren eine Praxis für Tierkrankengymnastik und hat sich auf die Behandlung von Hunden spezialisiert. Eine Behandlungs-Einheit in der Blümchen-Praxis dauert 30 Minuten, dafür berechnet die Selbstständige ihren Kunden zwischen 40 und 50 Mark.
Der Verdienst eines Tierphysiotherapeuten hängt unter anderem vom persönlichen Bekanntheitsgrad ab. Laut Blümchen kommen erfahrene Kräfte auf ein Einkommen zwischen 5000 und 6000 Mark brutto.
Informationen zum Beruf des Tierphysiotherapeuten gibt das Freie und Private Ausbildungsinstitut für Alternative Tierheilkunde in Gelsenkirchen (Telefon 0209/201313) und der Verein für Tierphysiotherapie in Herford (Telefon 05221/529250).