Pilot werden:Der Traum vom Fliegen ist teuer

Lesezeit: 2 min

Wer Pilot werden will, muss erst einmal Geld investieren.

Georg Fongern ist Pilot bei der Deutschen Lufthansa, sein Arbeitsplatz ist das Cockpit eines Airbus A-340. Als so genannter Verkehrsflugzeugführer in der zivilen Luftfahrt übt er einen Beruf aus, der für viele junge Menschen ein Traumberuf ist. Die Auswahlkriterien sind jedoch rigide, die Ausbildung ist teuer.

Vor dem ersten Flug als Pilot einer Verkehrsmaschine steht eine lange und teure Ausbildung. (Foto: N/A)

"Streng ausgewähltes und nach hohen Standards geschultes Personal ist das entscheidende Sicherheitspotenzial einer Fluggesellschaft. Das das gilt besonders für die Qualität der Piloten", sagt Renate Hocke von der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen. Dort werden zurzeit pro Jahr rund 350 Flugschüler ausgebildet.

Nachdem die Luftfahrtbranche vor allem nach den Anschlägen des 11. September vergangenen Jahres in Turbulenzen geraten war, entwickelt der Markt langsam, aber sicher wieder seine eigene Dynamik: "Langfristig gehen wir von einer weiteren Expansion des Luftverkehrs aus", sagt Susanne Stünckel von der Hapag-Lloyd Flug GmbH in Hannover. "Außerdem sollten junge Bewerber bedenken, dass zwischen der Ausbildung, der Bewerbung und dem tatsächlichen Jobeinstieg auch noch Zeit vergeht."

Kosten bis zu 100.000 Euro

Für die Ausbildung zum Verkehrspiloten gibt es in Deutschland nach Angaben der "Vereinigung Cockpit" (VC), dem Berufsverband der deutschen Verkehrsflugzeugführer und Flugingenieure in Neu-Isenburg bei Frankfurt, zwei Möglichkeiten.

Die erste ist, eine Ausbildung an einer anerkannten ATPL-(Airline Transport Pilot Licence)-Flugschule zu absolvieren. Die Ausbildung dauert zwischen 18 und 24 Monaten und kostet 40.000 bis 75.000 Euro. Zusätzlich entstehen Kosten von bis zu 25.000 Euro für den Erwerb der Musterberechtigung. Für die Finanzierung muss der Auszubildende selbst aufkommen.

Zweite Möglichkeit ist eine Ausbildung bei der Lufthansa. Dafür hat sich unter anderem Jana Herrmann entschieden. Sie ist eine von 33 weiblichen unter derzeit 200 Flugschülern am "Airline Training Center" in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona. Die Flugschule ist eine Außenstelle der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa. Dort findet ein Großteil der praktischen Pilotenausbildung statt. "Zunächst haben wir alle beim Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) in Hamburg die Berufsgrunduntersuchung absolviert", sagt Jana Herrmann. "Da werden mathemathische Begabung, technisch-physikalisches Grundwissen, Wahrnehmungsgeschwindigkeit oder Englischkenntnisse getestet."

Anschließend überprüfen ebenfalls beim DLR Psychologen das Verhalten der Flugschüler in bestimmten Situationen. Eine medizinische Untersuchung auf Flugtauglichkeit muss ebenfalls bestanden werden. Die Ausbildung bei der Lufthansa dauert etwa zwei Jahre, die Schüler tragen einen Eigenanteil von 41.000 Euro. Die Summe wird von der Fluggesellschaft vorfinanziert und muss nach dem Berufseinstieg in Raten zurückgezahlt werden.

Magische Augenblicke

Am Ende beider Ausbildungswege steht nach Angaben des Luftfahrtbundesamtes in Braunschweig die "Airline Transport Pilot Licence", ohne die kein Verkehrspilot arbeiten darf. Sie muss ergänzt werden durch das so genannte Type Rating, das zum Führen eines bestimmten Flugzeugtyps berechtigt. Das Jahresgehalt eines ausgebildeten Lufthansa-Piloten beträgt in den ersten Berufsjahren derzeit etwa 54.000 Euro brutto.

"Unser Job ist nicht nur faszinierend, sondern auch anstrengend. Er wird für den einzelnen nur mit der richtigen Einstellung und bei voller Leistung zur wirklichen Erfüllung", sagt Fongern, der auch VC-Sprecher ist. Regelmäßige medizinische Untersuchungen begleiten die Piloten während ihrer gesamten Laufbahn. Neben den "Simulator Checks" sollen sie sicherstellen, dass der jeweilige Pilot körperlich fit ist und theoretisch alle Flugsituationen meistern kann.

Viele Fluggesellschaften bedauern, dass sich nicht mehr junge Frauen um einen Platz im Cockpit bewerben: "Dabei herrscht in der Luft Chancengleichheit", sagt Pierre de la Motte von LTU in Düsseldorf. "Für einen Arbeitsplatz im Cockpit ist die Qualifikation das Entscheidende."

Auch wenn die Cockpits moderner Verkehrsflugzeuge fliegenden Computerzentralen ähneln und die Piloten zu Managern einer Hochleistungsmaschine geworden sind - ein Hauch vom unvergänglichen Zauber des Fliegens ist immer dabei: "Ein schöner Sonnenaufgang oder der Flug durch eine sternenklare Nacht sind magische Augenblicke", sagt Fongern.

(sueddeutsche.de/dpa)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: