OECD-Bildungsbericht:Akademiker verzweifelt gesucht

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Deutsche Unis bilden zu wenig Hochqualifizierte aus. Vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern droht Deutschland international abgehängt zu werden.

Die OECD hat der deutschen Bildungspolitik in einer neuen Bildungsstudie wieder ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Deutschland laufe Gefahr, bei der Ausbildung von Akademikern international abgehängt zu werden.

Student im Uni-Labor: Vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern fehlen Absolventen. (Foto: Foto: dpa)

Aus der Studie "Bildung auf einen Blick", die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Berlin vorstellte, geht hervor, dass Deutschland seinen Bedarf an Hochqualifizierten im naturwissenschaftlich-technischen Bereich kaum decken kann.

Die Entwicklung sei nicht befriedigend, kritisierte die für Bildung zuständige OECD-Direktorin Barbara Ischinger. Trotz einiger positiver Schritte verliere Deutschland bei der Ausbildung von Hochqualifizierten weiter an Boden.

Der Anteil der Studienanfänger wie auch der Graduierten je Jahrgang wuchs in den meisten OECD-Ländern in den vergangen Jahren schneller als in der Bundesrepublik, und das von einem deutlich höheren Niveau. So stieg der Anteil der Hoch- und Fachhochschulabsolventen je Jahrgang in Deutschland von 2000 bis 2006 von 18 auf 21 Prozent, im OECD-Schnitt dagegen von 28 auf 37 Prozent.

Geringe Absolventenquote

Die Entwicklung der Studienanfängerzahlen lasse erwarten, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren noch verstärke: Im OECD-Mittel ist der Anteil der Studienanfänger an Hoch- und Fachhochschulen von 2003 bis 2006 von 53 auf 56 Prozent eines Jahrgangs gestiegen, in Deutschland stagniert er dagegen zwischen 35 und 37 Prozent.

Obwohl in kaum einem anderen OECD-Land ein größerer Anteil der Studierenden einen Abschluss in naturwissenschaftlich-technischen Fächern erwerbe, seien wegen der insgesamt geringen Absolventenquote in Deutschland Hochqualifizierte in diesem Fächern unter den jungen Erwerbstätigen deutlich unterrepräsentiert, hieß es weiter.

So kamen 2006 im OECD-Schnitt auf 100.000 Erwerbstätige im Alter von 25 bis 34 Jahre 1649 Hochqualifizierte mit naturwissenschaftlich-technischem Studium. In Deutschland sind es dagegen nur 1423.

Zugleich ergab die Studie, dass zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt eine Lücke klafft: So war bei den 15- bis 19-Jährigen der Anteil derjenigen, die weder in Ausbildung noch erwerbstätig waren, mit 4,2 Prozent vergleichsweise gering. In der Bei den 25- bis 29-Jährigen ist der Anteil dieser "Inaktiven" jedoch deutlich auf 20 Prozent gestiegen.

Ischinger forderte, mehr Menschen aus Ausbildungsberufen an die Hochschulen zu bringen. Hier "Brücken zu bauen" wäre der richtige Ansatz, den Bedarf an hochqualifizierten Kräften besser zu decken. Bildungs-Staatssekretär Michael Thielen verwies auf die geplante Qualifizierungsinitiative "Aufstieg durch Bildung". In dieser Frage wollen Bund und Länder bei dem Gipfel im Oktober in Dresden eine gemeinsame Strategie vorstellen.

Steigende Einkommen

Die Studie ergab zudem, dass Akademiker auch 2006 ihren Einkommensvorsprung gegenüber Erwerbstätigen mit Berufsausbildung ausbauen. Auch dies spreche dafür, dass der Bedarf durch die Absolventenzahlen nicht gedeckt werde. So verdienten Arbeitnehmer mit akademischem Abschluss 2006 im Schnitt 64 Prozent mehr als Arbeitnehmer mit Berufsausbildung. Im Jahr 2000 hatte der durchschnittliche Einkommensvorteil noch 43 Prozent betragen.

Zudem erzielt der Studie zufolge mit 27,1 Prozent ein deutlich größerer Anteil der Hoch- und Fachhochschulabsolventen in Deutschland Spitzengehälter als im OECD-Schnitt (26,1 Prozent).

Mit dem Argument der besseren Einkommensaussichten müsse in Zukunft bei Abiturienten für die Aufnahme eines Studiums geworben werden, um die Quote der Studienanfänger zu verbessern, sagte die saarländische Bildungsministerin und derzeitige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), bei der Vorstellung des Berichts.

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