Neues Schulfach:Schüler im Glück

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Das Glück hat Hochkonjunktur: Immer mehr deutsche Schulen bieten Happiness-Kurse an. Die ersten Pilotprojekte zeigen Erfolg.

Vor einem Jahr setzte die Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg als erste Schule in Deutschland das Fach "Glück" auf den Stundenplan. Nach der Pilotphase zieht Schulleiter Ernst Fritz-Schubert ein positives Fazit. "Die Persönlichkeit der Schüler wurde durch den Unterricht gestärkt", sagt der 60-Jährige. "Sie sind selbstbewusster und sensibler geworden."

"Unser Ziel ist, den Schülern gute Gründe mit auf den Weg zum Glücklichsein zu geben": Schulleiter Fritz-Schubert im Unterricht. (Foto: Foto:)

Im Unterrichtsfach Glück sollen die Schüler vor allem eines: Lebenskompetenz erwerben. "Es war nie unsere Absicht, alle glücklich zu machen", sagt Fritz-Schubert. "Unser Ziel ist, den Schülern gute Gründe mit auf den Weg zum Glücklichsein zu geben."

An dem Projekt in der Willy-Hellpach-Schule beteiligen sich Theaterwissenschaftler, Psychologen, Sportwissenschaftler und Motivationstrainer. Erlebnispädagogik ist eine wichtige Stütze des Konzeptes. Sport, Klettern, Körpererfahrung beim Theaterspielen, Ernährung und Philosophie gehören zum Unterricht. Prominente Unterstützung bekommt das Fach vom Erfolgscoach und fünfmaligen Hockey-Weltmeister Bernhard Peters.

Der Wiener OECD-Beauftragte für Sozialforschung, Ernst Gehmacher, und der Heidelberger Professor für Sportpädagogik, Wolfgang Knörzer, haben das Projekt evaluiert. Ihre beiden Studien bescheinigen dem Fach positive Effekte. In zwei Testverfahren wurden 78 Schüler - die Glücksgruppe sowie eine Kontrollgruppe - abgefragt.

Die "Glückskinder" schnitten weit besser ab. "Bei der Glücksgruppe gab es einen klar erkennbaren Zuwachs: Die Schüler haben die Zuversicht gewonnen, ihre Ziele erreichen zu können", schildert Knörzer. Im Gegensatz zur Kontrollgruppe wüssten die jungen Leute bereits nach einem Jahr Glücksunterricht genau, was sie wollten und was nicht. Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen seien damit gewachsen.

Im kommenden Schuljahr will sich die Schule nun verstärkt um die Berufsfachschüler kümmern und deren Selbstbewusstsein stärken. "Erschreckend war, dass am Anfang viele der Berufsfachschüler keine eigenen Stärken benennen konnten", sagt Knörzer. "Durch das negative Selbstbild haben sie sich nichts zugetraut."

Mit "Glück" füllte die Schule anscheinend eine Lücke im Bildungssystem. In den vergangenen Monaten gingen in Heidelberg Anfragen von Schulen aus ganz Deutschland ein. Ein neugegründetes Privat-Gymnasium im benachbarten Weinheim startet nach den Ferien mit dem Fach "Glück" bereits ab Klasse 5.

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