Neue Pisa- und Iglu-Ergebnisse:Deutsche Schüler holen auf

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Die Grundschüler in Deutschland haben in der Lese-Studie "Iglu" überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Seit 2001 haben sich die schon damals starken Leistungen weiter verbessert. Auch die neue Pisa-Studie scheint bessere Ergebnisse der Deutschen auszuweisen.

Tanjev Schultz und Birgit Taffertshofer

Weltweit nahmen an der am Mittwoch veröffentlichten Iglu-Studie 45 Staaten und Regionen teil. Deutschland erreichte Platz elf und liegt damit im oberen Viertel und über dem Mittelwert der EU-Staaten. Seit 2001 haben sich die schon damals starken Leistungen weiter verbessert. Nur in Russland, Hongkong, Singapur, Luxemburg und Teilen Kanadas schnitten die Schüler in statistisch bedeutsamem Umfang besser ab.

Die Iglu-Studie zeigt aber erneut, dass deutsche Arbeiterkinder in den Schulen massiv benachteiligt werden.

"Deutsche Grundschulen spielen in der internationalen Spitzenliga", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Allerdings müsse noch mehr getan werden, um Chancengerechtigkeit herzustellen. Die Runde der Kultusminister in den Ländern wertete die Ergebnisse als Beleg dafür, dass die Schulreformen der vergangenen Jahre wirkten.

Iglu ist die Abkürzung für Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung. Sie testet, wie gut Schüler am Ende der vierten Klasse literarische Texte sowie Sachberichte verstehen. Für die Studie wurden im vergangenen Jahr repräsentative Stichproben gezogen, in Deutschland nahmen rund 8000 Schüler teil.

Allerdings wurden dort relativ viele Kinder von der Studie ausgeschlossen, sodass die russischen Werte mit Vorsicht zu betrachten sind. Pisa-Sieger Finnland nahm an der Iglu-Studie nicht teil. Pisa testet 15-Jährige in mehreren Fächern; am Dienstag kommender Woche wird eine neue Pisa-Studie erscheinen.

Erste neue Pisa-Ergebnisse vorab bekannt

Doch bereits am Mittwochabend wurden Meldungen bekannt, wonach die deutschen Schüler auch bei Pisa im Bereich Naturwissenschaften besser geworden sind und nun zur Spitzengruppe gehören.

Die spanische Lehrerzeitung Magisnet schrieb, Finnland stehe in der neuen Studie wieder ganz vorne, dahinter kämen Hongkong und Kanada. Die Schweiz sei zurückgefallen. Im Grundsatz stimmten die Informationen, bestätigte der Pisa-Koordinator der OECD, Andreas Schleicher, der Süddeutschen Zeitung.

Während in den schon bekannten Pisa-Studien das Gefälle zwischen guten und schlechten Schülern in Deutschland besonders groß war, liegen die Werte der Viertklässler bei Iglu dichter beieinander. Es gibt relativ wenig schwache Leser, allerdings ist auch der Anteil an Spitzenlesern gering. Migranten und Kinder aus armen Familien schneiden insgesamt schlechter ab.

Sie werden außerdem bei den Schullaufbahn-Empfehlungen benachteiligt. Selbst bei gleicher Leseleistung und gleicher Intelligenz haben Schüler aus der Oberschicht eine 2,6 Mal höhere Chance, für den Übertritt aufs Gymnasium empfohlen zu werden, als Kinder von Arbeitern oder Angestellten. Dieser Unterschied zeigte sich bereits in der früheren Studie, hat sich seit damals aber noch verschärft.

Organisiert wird die Studie von der erziehungswissenschaftlichen Fachgesellschaft IEA, in Deutschland übernehmen Bund und Länder die Kosten. Koordiniert wird die Studie von Wilfried Bos, Direktor des Instituts für Schulentwicklungsforschung in Dortmund.

Die Leistungen der deutschen Viertklässler liegen in einer Gruppe mit den USA und EU-Staaten wie Italien, Belgien und Dänemark. Schlechter als die Deutschen schneiden zum Beispiel Österreicher und Franzosen ab. Deutschland gehört zu einer Gruppe von elf Staaten, die sich erheblich verbessern konnten. Den größten Sprung nach vorn schaffte Russland, das nun an erster Stelle steht.

© SZ vom 28.11.2007/sekr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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