Mitarbeiterumfrage:"Ich liebe diese Firma"

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In dem Buch "Deutschlands beste Arbeitgeber" werden 50 Unternehmen vorgestellt, in denen das Betriebsklima angeblich nichts zu wünschen übrig lässt.

Von Sebastian Bräuer

Die Autoren Ute Göggelmann und Frank Hauser wissen wohl selbst, dass sie mit dem Buch "Deutschlands beste Arbeitgeber" einen Kontrapunkt setzen. "Für manche Leser mag das Thema fast ein wenig exotisch wirken, prägen doch derzeit Pessimismus und Sorge die Stimmung am Arbeitsmarkt", geben sie in der Einleitung zu.

50 Unternehmen haben es in das Buch geschafft. (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

In Berlin wird über die Aufweichung des Kündigungsschutzes und längere Arbeitszeiten pro Woche diskutiert, stets schwebt die drohende Verlagerung von Arbeitsplätzen als Damoklesschwert über den Köpfen, der Leistungsdruck steigt - welcher Arbeitnehmer denkt da noch gerne an seinen Arbeitgeber?

Die überraschende Antwort des Buches: Fast jeder. 89 Prozent bewerten ihr Unternehmen als "sehr guten Arbeitsplatz", und 84 Prozent geben an, dass es Freude macht in ihrem Unternehmen zu arbeiten. Allerdings gilt das nur für die 50 beliebtesten deutschen Unternehmen.

Was mit den 50 anderen Unternehmen ist, die in der Endausscheidung waren, erfährt der Leser nicht. Und er kann nur spekulieren, wie die Stimmung in den Betrieben ist, die gar nicht in die engere Auswahl kamen, weil sie kein "eindeutiges Bekenntnis zu ihrer Mitarbeiterorientierung" abgegeben hätten, wie es in dem Buch heißt.

Seit 2002 organisiert die psychonomics AG jedes Jahr den deutschlandweiten Wettbewerb. Alle großen Unternehmen wüssten Bescheid und seien aufgefordert teilzunehmen, sagt Ansgar Metz, Leiter der Unternehmenskommunikation von psychonomics. Dass viele sich diesem Wunsch auch in diesem Jahr widersetzt hätten, sei eine "Aussage über die Unternehmenskultur". Mit anderen Worten: In den meisten Betrieben ist es mit der Mitarbeiterzufriedenheit nicht so weit her.

Die 50 Unternehmen, die es ins Buch geschafft haben, werden dagegen in den leuchtendsten Farben beschrieben. Ständig stößt der Leser auf erstaunliche Mitarbeiterzitate: "Ich finde unser Unternehmen super. Es macht dich stark." (Hennes & Mauritz, Rang 26) "Ich liebe diese Firma." (Microsoft, Rang 1) "Hier gibt es ein Arbeitsklima, in dem man sich wohl und geborgen fühlt" (Consol Software, Rang 11). "Die Zeit ist von Wachstum, Euphorie und Vollgas geprägt." (Office Depot International, Rang 14). Ein wunderbarer Arbeitsalltag muss das sein.

25.000 Fragebögen verschickt

Die Mitarbeiter finden sich in dem Buch wieder, die Unternehmen bekommen kostenlose Werbung, ambitionierte Arbeitssuchende können schon vor dem Bewerbungsgespräch "einen Blick hinter die Kulissen" werfen, wie es im Untertitel heißt. Und Wolfgang Clement darf sich in einem zweiseitigen Vorwort über die Vorteile der Arbeitsmarktreformen auslassen, warum auch immer. So ist jedem geholfen.

Das Forschungs- und Beratungsinstitut psychonomics AG hat für den Wettbewerb 25.000 Fragebögen an die Mitarbeiter von 107 Unternehmen verschickt, 70 Prozent kamen zurück. Die fünf Kriterien, nach denen gefragt wurde, sind weit gefasst und meist nur subjektiv zu beurteilen: Glaubwürdigkeit des Managements, Respekt gegenüber Leistungen der Mitarbeiter, Fairness im Umgang von Vorgesetzten und Untergebenen, Stolz der Mitarbeiter auf ihr Unternehmen und Teamorientierung.

Alle 50 "Siegerunternehmen" werden vorgestellt. Außerdem gibt es Tipps für Bewerber und eine ausführliche Anleitung, wie man sich je nach persönlichen Vorlieben sein Lieblingsunternehmen aussucht. Als ob ein Arbeitsloser im Jahre 2004 die freie Wahl hätte. Es sind Kapitel wie dieses, die den Eindruck entstehen lassen, dass sich die Autoren trotz der umfangreichen Analyse eine eigene Welt zusammengeschrieben haben. Eine schönere Welt.

Ute Göggelmann/Frank Hauser: "Deutschlands Beste Arbeitgeber". Finanzbuch Verlag München, 1. Auflage 2004. Preis: 22 Euro.

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