Lehrstellen:Industrie fürchtet Azubi-Mangel

Lesezeit: 1 min

Weil es immer mehr Ausbildungsplätze gibt, warnt das Handwerk bereits vor einem Lehrlingsmangel. Doch die Vermittlungschancen der Jugendlichen werden langsam besser.

Die deutschen Unternehmen bilden immer mehr Jugendliche aus. Mit 625.900 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bis Ende September sei im vergangenen Jahr erstmals seit 2001 die Marke von 600.000 überschritten worden, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan am Mittwoch in Berlin nach der Verabschiedung des Berufsbildungsberichts 2008 in der Regierung.

Es gibt so viele Ausbildungsplätze wie noch nie: Es wird sogar schon ein Lehrlingsmangel befürchtet. (Foto: Foto: ddp)

Nur einmal seit der Wiedervereinigung hätten in einem Jahr mehr Jugendliche einen Ausbildungsplatz erhalten. Trotz der positiven Entwicklung waren Ende September immer noch mehr als 29.100 Jugendliche ohne einen Ausbildungsplatz, allerdings waren dies 20.000 weniger als ein Jahr zuvor. Dem standen rund 18.400 offene Ausbildungsplätze gegenüber.

Die Vermittlungschancen der unversorgten Jugendlichen hätten sich aber durch Förderprogramme für Einstiegsqualifizierungen deutlich verbessert, heißt es in dem Bericht. Das Handwerk warnt bereits vor einem Lehrlingsmangel. "Im Osten wird dieser Mangel 2008 bereits deutlich, in den alten Bundesländern erst in drei Jahren", sagte der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Hanns-Eberhard Schleyer, dem "Handelsblatt".

Schulen und Wirtschaft müssen sich austauschen

Schon jetzt verfügten zu wenige Schulabgänger über eine ausreichende Vorbildung. Die Qualifizierungsoffensive der Bundesregierung müsse von den Ländern ergänzt werden. Vor allem eine frühe Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft sei notwendig.

Schavan sagte, ein Schwerpunkt in diesem Jahr sei die Vermittlung von Altbewerbern. "Unser Ziel ist es, jedem ausbildungsfähigen und -willigen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen." Dabei solle der beschlossene Ausbildungsbonus für 100.000 Altbewerber in den kommenden drei Jahren helfen. Außerdem kündigte Schavan an, die Berufsbildung zum Thema auf dem Qualifizierungsgipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten im Herbst zu machen.

"Berufsbildungs-PISA"

Zudem sollen 3000 Stipendien jungen Menschen ermöglichen, nach dem Berufsabschluss ein Studium aufzunehmen. Um die Qualität der Berufsausbildung zu verbessern, will sich Schavan an einem europäischen Leistungsvergleich beteiligen, einer Art "Berufsbildungs-PISA".

Der positive Trend auf dem Ausbildungsmarkt setzte sich auch in der ersten Hälfte des neuen Ausbildungsjahres seit September fort. Bereits am Dienstag hatte die Bundesagentur für Arbeit eine Zunahme der bis Ende März gemeldeten Stellen um 45.000 auf knapp 360.000 gemeldet. Zugleich suchten weniger Jugendliche über die Arbeitsagenturen nach Ausbildungsplätzen. Die CDU wertete den Berufsbildungsbericht als Beleg, dass der Ausbildungspakt funktioniere.

Die Linkspartei verlangte dagegen eine grundlegende Reform der Ausbildung. Statt des Ausbildungspaktes mit der Wirtschaft müsse es eine gesetzliche Ausbildungsumlage geben. Auch müsse ein Mindestlohn für Auszubildende vorgeschrieben werden.

© Reuters/mia - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: