Lehrer:Schule macht krank

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35 Prozent der Lehrer in Bayern gehen vorzeitig in Ruhestand.

Von Christine Burtscheidt

Es sind meistens die Besten, die es trifft. Engagierte Lehrer, die an ihren hohen Ansprüchen scheitern. Schon früh beginnt der Rückzug in die Depression. Es folgen weitere Formen des Burn-Out-Syndroms. Studien haben in den vergangenen Jahren zu Genüge aufgezeigt, dass Lehrer neben Polizisten die am stärksten belastete Berufsgruppe im öffentlichen Dienst sind.

Wegen psychischer und physischer Überanstrengung erreichen viele nicht mehr die reguläre Altersgrenze von 64 Jahren. 1997 waren es in Bayern 69 Prozent, die vorzeitig ihren Dienst quittierten. Jüngste Zahlen des Kultusministeriums könnten nun eine Besserung aufzeigen. 2001 waren es nur mehr 49,9 und 2003 sogar nur mehr 35,2 Prozent. Umgekehrt steigt die Zahl derer, die wieder das normale Rentenalter erreichen: Statt 15 Prozent (2001) sind es inzwischen wieder 41,7. Sind also Pädagogen heute nicht mehr so krank wie früher? Der Schluss lässt sich aus der jüngsten Statistik leider nicht ziehen.

Weniger Geld für Frühpensionäre

Im vierten Bericht des Kultusministeriums zur Lehrergesundheit führte Amtschef Josef Erhard gestern im Landtag die rückläufigen Zahlen vielmehr auf die Einführung der Altersteilzeit 2001 zurück. 23,1 Prozent greifen inzwischen auf das Angebot vom 56. Lebensjahr an zurück. Zählt man sie zu den 35,2 Prozent Dienstunfähigen dazu, kommt man schon auf 58,3 Prozent, die frühzeitig aus der Lehrtätigkeit ausscheiden. Abschreckend auf einen vorzeitigen Ruhestand wirken laut Erhard aber auch die so genannten Versorgungsabschläge. Ende 2001 hat sie die Staatsregierung beschlossen. Frühpensionäre müssen mit bis zu zehn Prozent weniger Geld rechnen.

Das Thema Lehrergesundheit ist somit aus Sicht des Ministeriums noch genauso aktuell wie Ende der neunziger Jahre. Drei Arbeitsgruppen wurden eingerichtet, um nach Wegen zu suchen, wie die hohe Zahl der Frühpensionäre zu reduzieren ist. Schließlich koste jeder Fall den Staat 375.000 Euro, berichtete der Amtschef. Doch leider mangele es dem Kultusministerium bislang an Geld, um einen Forschungsverbund an den beiden Münchner Universitäten mit der Frage zu beauftragen, woher die Belastungen rühren und wie sie zu reduzieren wären.

Wenig Chancen sieht das Ministerium dafür, bislang erfolgreiche "Modellversuche zur Lehrergesundheit" in drei Regierungsbezirken (Mittelfranken, Niederbayern und Oberpfalz) auf ganz Bayern auszudehnen. "Das lässt die Haushaltssituation nicht zu." Die Opposition rät dennoch dazu, das Geld locker zu machen. Die CSU solle eine Kosten-Nutzen-Analyse aufstellen, sagte Adi Sprinkart (Grüne). Ein Frühpensionist weniger brächte schon ausreichend Stellen, um die Projekte zu finanzieren.

© SZ vom 23.6.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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