Lebenskunst ist ...:...erst zu denken und dann zu handeln

Lesezeit: 2 min

Geraten Sie schon in Rage, wenn der Computer einen Druckbefehl verweigert? Stefan F. Gross weiß, wie man sich bei den Ärgernissen des Alltags seine Souveränität behält.

Stefan F. Gross

Es gibt Menschen, die bereits beim kleinsten Problem völlig außer Fassung geraten. Selbst Nichtigkeiten nehmen in ihrer Wahrnehmung das Format dramatischer Schreckensereignisse an: Die Tochter vergisst, ihren Sportbeutel mit in die Schule zu nehmen. Das Auto macht seltsame Geräusche. Der Chef ändert seine Meinung. Der PC verweigert den Druckbefehl. Ein Kollege hat schlechte Laune. Der Wetterbericht kündigt Eisregen an.

Nur nicht gleich in Aufruhr geraten! Lebenskunst ist, erst zu denken und dann zu handeln (Foto: Foto: dpa)

Auf Alltagsereignisse dieser Art reagieren sie nicht mit souveräner Gelassenheit, sondern mit aufgeregter Verzweiflung. Ihre erste Reaktion besteht in einem Entsetzensschrei: "Das darf doch nicht wahr sein!" Dann ereilt sie eine Panikattacke: "Das könnte schlimmste Folgen haben!" Darauf hin kommt wilder Aktionismus: "Wenn ich nicht sofort was mache, ist alles verloren!"

Auf der nächsten Stufe kämpfen sie mit den Folgen ihrer Taten: "Jetzt ist alles noch viel schlimmer." Und zum Schluss versuchen sie, auch ihre Umwelt mit in die Misere zu ziehen: "Du, ich brauche sofort Hilfe, bei mir geht mal wieder alles drunter und drüber!"

Es liegt auf der Hand, das sich Menschen mit einer solchen Denk- und Handlungsweise keinen großen Gefallen tun: Sie sehen überall Gespenster. Sie sind ständig in Unruhe. Sie gehen ihren beruflichen und privaten Partnern auf die Nerven. Sie rauben sich ihre Lebensqualität. Und haben keine ausreichende Kraft mehr, wenn sie es tatsächlich einmal mit einem echten Problem zu tun bekommen.

Nicht von Elefanten sprechen

Machen Sie es also anders. Lassen Sie sich von Kleinigkeiten nicht aus der Bahn werfen. Geraten Sie nicht schon in einem Löffelchen Wasser in Seenot. Hier sind vier wichtige Empfehlungen, die Ihnen dabei helfen, sich Ihre Souveränität zu erhalten:

1. Auf die Einstellung achten: Machen Sie sich klar, dass kleine Probleme ein Teil der Normalität sind. Wenn Sie bei jedem unangenehmen Ereignis in Nervosität verfallen, dann landen Sie irgendwann einmal im Irrenhaus.

2. Nicht hochschaukeln: Die Erfahrung zeigt es. Das meiste von dem, was im ersten Augenblick schwierig oder belastend erscheint, entpuppt sich nach kurzer Zeit als reine Nebensächlichkeit. Oder es erledigt sich von selbst.

3. Erst denken, dann handeln: Überstürzen Sie nichts. Starten Sie nicht kopflos mit Gegenaktionen, wenn etwas passiert ist, das Sie stört. Überlegen Sie erst in Ruhe, welche Reaktion der Lage wirklich angemessen ist.

4. Kein Wehklagen: Verzichten Sie auch darauf, andere verrückt zu machen. Erzählen Sie nicht mit langen Ausschweifungen, dass Sie gerade mit einer Herde Elefanten zu kämpfen hatten, wenn Sie in Wahrheit nur kurz einer Mücke begegnet sind.

Bitte schreiben Sie uns: Was regt Sie oder Ihre Mitmenschen im Alltag immer wieder unnötig auf? Was tun Sie, um sich von Kleinigkeiten nicht aus der Ruhe bringen zu lassen?

Stefan F. Gross ist Managementdozent, Autor und Kolumnist. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Verbindung von beruflichem Erfolg mit persönlicher Lebenskunst. Seine Kolumne "Lebenskunst" erscheint jeden Dienstag auf sueddeutsche.de.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: