Kritik am Steuersystem:Steuern fressen Gehaltssteigerungen auf

Mehr Gehalt, deutlich mehr Belastungen: Von Lohnsteigerungen profitiert vor allem der Staat.

"Heimliche Steuererhöhungen" fressen nach einer Analyse des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Deutschland Gehaltszuwächse auf. "Trotz der Einkommensteuersenkungen der Jahre 1999 bis 2005 ist die Steuerbelastung deutscher Arbeitnehmer weiterhin so hoch, dass sich zusätzliche Arbeitsanstrengungen kaum lohnen", sagt IfW-Steuerexperte Alfred Boss.

(Foto: Foto: AP)

Hauptgrund sei der progressive Einkommensteuertarif. Dieses System führe dazu, dass inflationsbedingte Gehaltssteigerungen mit einem überproportionalen Anstieg der Steuerbelastung einhergehen.

"So steigt die Steuerbelastung eines ledigen Arbeitnehmers, dessen Monatsgehalt von 2900 Euro lediglich in Höhe der Inflationsrate von etwa 1,5 Prozent wächst, bis 2012 um fast 100 Euro, obwohl die Kaufkraft seines Bruttoeinkommens konstant bleibt", rechnete Boss vor. "Dies führt dazu, dass sich seine durchschnittliche Steuerbelastung bei konstantem Realeinkommen von 18,6 auf 19,9 Prozent erhöht. Steigen alle Löhne um 1,5 Prozent, so kann der Staat Jahr für Jahr Steuermehreinnahmen von 2,2 Milliarden Euro verbuchen."

Diese "heimlichen Steuererhöhungen" lassen sich nach Ansicht des IfW-Steuerexperten nur durch einen Index aller Eckwerte des Einkommensteuertarifs verhindern. "Dies bedeutet, dass alle pauschalen Abzugs- und Freibeträge sowie alle Stufen des Einkommensteuertarifs jährlich gemäß der allgemeinen Preisentwicklung angepasst werden müssen. Eine solche jährliche Anpassung der Eckwerte werde in vielen Ländern wie Belgien, den Niederlanden, Großbritannien und Griechenland seit langem gemacht.

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