Kommentar:Erfolgsstory mit Pferdefuß

Marco Finetti

(SZ vom 18.7.2003) Die Internationalisierung der deutschen Hochschulen, die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn nicht zuletzt als ihr eigenes Verdienst ansieht, ist nur bedingt eine Erfolgsstory. Zwar kommen wieder mehr ausländische Spitzenforscher ins Land. Doch das sagt nicht viel darüber aus, wie gut oder international die hiesigen Hochschulen sind. Vielmehr zeigt es, dass sich mit großem Geld auch große Probleme überdecken lassen.

Mit seinen millionenschweren Förderpreisen buhlt der Bund durchaus geschickt um die ausländische Elite. Wer sagt schon Nein, wenn er für drei Jahre Forschung in Deutschland das Doppelte des Nobelpreis-Geldes erhält? Die ganz normale deutsche Universität mit ihrer Überfüllung und Unterfinanzierung zieht dagegen kaum jemanden an.

Nicht besser sieht es bei den ausländischen Studenten aus. Auch ihre Zahl ist zuletzt deutlich gestiegen, insgesamt aber weiter viel zu gering. Wenn Bulmahn und die Hochschulen nun fordern, dass in fünf Jahren jeder zehnte Student in deutschen Hörsälen aus dem Ausland kommen soll, sagt dies im Grunde alles.

Es liegt jedoch nicht nur am schlechten Zustand der deutschen Hochschulen, wenn ausländische Forscher und Studenten lieber in die USA, nach England oder Australien gehen. Vom Gesetzgeber, auf den Ausländerämtern und dem Wohnungsmarkt werden sie häufig noch immer wie Wirtschaftsflüchtlinge behandelt - und von ihren Kollegen und Kommilitonen an den Hochschulen oft einfach ignoriert.

Das zu ändern, ist für die Internationalisierung der deutschen Wissenschaft mindestens ebenso wichtig wie Hochschulmessen im Ausland, englischsprachige Vorlesungen und weltweit anerkannte Studienabschlüsse

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: