Keine Auszeit:Schnelles Coaching in der Mittagspause

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Die Mittagspause ist selten eine Pause vom Job. Beim Essen mit Kollegen redet man über die Arbeit - vor allem über die Probleme dort. Ein Coaching soll zeigen, wie man die halbe Stunde nutzt, um tatsächlich Lösungen zu finden.

Gunthild Kupitz

In den wenigsten Kantinen-Gesprächen wird eine Lösung für Job-Probleme gefunden. Deshalb hat die Kölner Managementtrainerin Claudia Fountain ein Kurzcoaching für die Mittagsstunden entwickelt, das sie zusammen mit anderen Beratern in verschiedenen Städten anbietet. (www.mittagspausen-coaching.de)

Mittagessen in der Kantine: Am Tisch wird über den Job diskutiert. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Was ist das Besondere an Ihrem Coaching? Nur der Zeitpunkt?

Claudia Fountain: Nein, auch der Ort. Man muss für ein solches Gespräch keinen hochoffiziellen Raum nutzen, sondern kann gemeinsam spazieren gehen, sich in einem Restaurant treffen oder sonstwo.

SZ: Und was ist inhaltlich anders?

Fountain: Wir arbeiten in unserem Netzwerk nach den Grundlagen der Transaktionsanalyse und der Systemischen Beratung. Das ist eine Methode, die sehr lösungsorientiert vorgeht. Insofern können wir den Klienten innerhalb von einer Stunde eine gute Hilfestellung geben - oder ihnen bei umfassenderen Themen empfehlen, mehr Zeit darauf zu verwenden.

SZ: Ist es überhaupt möglich, sich zwischen Konferenzen am Vormittag und Kundengesprächen am Nachmittag auf ein Kurzcoaching zu konzentrieren?

Fountain: Vielleicht können das nicht alle. Aber viele denken wie ich gerne laut und wälzen Probleme am liebsten im Dialog. Wenn man das mit einem Profi tun kann, der einen dazu anregt, die Sache von einer anderen Perspektive aus zu betrachten, und man anschließend einen Schritt weiter ist - umso besser. Bei jedem von uns drehen sich die Gedanken mal im Kreis. Eine Beratung kann dabei helfen, neue Wege zu bedenken.

SZ: Das sollte doch für jedes Coaching gelten, unabhängig von der Tageszeit. Welchen Vorteil hat der Mittag?

Fountain: Die Idee ist, dass jemand in einer Krisensituation oder mit einem akuten Problem nach einer solchen Sitzung mit einer Lösung ins Büro zurückkehrt - und sie im Idealfall sofort umsetzen kann. Es ist also eine Art Feuerwehr-Coaching.

SZ: Die Mittagspause soll ja eigentlich der Erholung dienen. Wollen Sie auch noch die letzte Ruhezeit in einem straff organisierten Arbeitstag effektiv nutzen?

Fountain: Das könnte eine Kritik sein. Mein Punkt ist jedoch, dass ein Kurzcoaching wesentlich erholsamer ist, als die Pause allein mit seinen kreisenden Gedanken zu verbringen: Es entlastet, und darum geht es ja oftmals in einer Beratung. Außerdem können vor allem Führungskräfte aus Gründen der Vertraulichkeit oder der Loyalität nicht alles mit ihren Kollegen besprechen.

SZ: Wann bleibt ihnen dann noch Zeit für kreative Pausen?

Fountain: In der Tat sind die Tage von Führungskräften sehr durchgetaktet. Aber gerade ein Coaching bietet die Chance, sich mal auf eine andere Ebene zu begeben. Denn die meisten von ihnen beschäftigen sich zu sehr mit dem, was sie tun, und verbringen wenig Zeit damit, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie es tun. Dabei ist diese Prozesskompetenz heutzutage wesentlich bedeutsamer als der reine Inhalt der Aufgaben. Doch genau das, nämlich regelmäßig eine andere Perspektive einzunehmen und zu reflektieren - das vermissen viele in ihrem Alltag. Ein Mittagspausencoaching, das jemandem in einer akuten Situation geholfen hat, kann deshalb als Einstieg dienen, sich häufiger dafür Zeit zu nehmen.

© SZ vom 17.11.2007bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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