Karrieren im Fernsehen:"Dieses Auf und Ab gehört zum Job"

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TV-Stars geraten schnell aufs Abstellgleis. Was machen eigentlich Ulla Kock am Brink und Margarethe Schreinemakers?

Das Gespenst der Arbeitslosigkeit zieht auch durch das Medium Fernsehen und macht selbst vor prominenten Zeitgenossen nicht halt. Zwar leiden TV-Stars auf dem Abstellgleis zumeist keine materielle Not, aber eine Auszeit am Bildschirm ist auch für gestandene Profis ein dunkler Fleck in der Biografie. Und nicht nur das: Sendeplätze werden von der nachfolgenden Generation besetzt - und sehr oft zu günstigeren Preisen.

(Foto: N/A)

Eines der Opfer ist Komiker Jürgen von der Lippe, der sich nach dem Ende seiner ARD-Show "Geld oder Liebe" mit dem Wechsel zu SAT.1 verspekulierte. Sein neues Format "Blind Dinner", damals produziert vom jetzigen WDR-Unterhaltungschef Axel Beyer, fuhr enttäuschende TV-Quoten ein und wurde im Herbst 2001 abgesetzt. Danach bekam von der Lippe im TV bis auf zwei SAT.1-Comedyabende kein Bein mehr auf die Erde und konzentrierte sich auf seine Bühnentournee. Auch das angekündigte Vorhaben, mit Harald Schmidt eine Hypochondershow im TV zu machen, liegt auf Eis.

Was passiert, wenn?

Zweites Beispiel: Auch von der Lippes Ex-ARD-Kollegin Ulla Kock am Brink hatte mit ihrer ZDF-Quizshow "Cash" kein Glück und wurde seitdem im TV kaum wieder gesehen. Sie hatte vorher eine kleine Odyssee durch die TV-Sender angetreten, war nach ihrem Engagement bei RTL ("Die 100.000 Mark Show") bei ProSieben und der ARD, konnte aber trotz ihrer Prominenz nirgendwo Fuß fassen. Erschwerend kam im Herbst 2001 die Trennung von ihrem Lebensgefährten Alfred Bremm und die neue Beziehung mit Theo Baltz, Sabine Christiansens Ehemann, hinzu - diese Affäre schadete ihrem Image.

Die Liste der Namen lässt sich einfach fortsetzen: Ingo Dubinski verlor in der ARD seine "Wunschbox" und die Fernsehlotterie-Show "Ein Platz an der Sonne" - jetzt muss er selbst um die Fortsetzung seines Formats "Mit Dubinski reisen" im 3. Programm des MDR übers Jahr 2003 hinaus kämpfen. "Dieses Auf und Ab gehört zum Job" sagt er. "Ich bin selbst gespannt, was das Jahr bringt."

Von Steven Gätjen, einst viel beschäftigter "taff"-Moderator bei ProSieben und große Hoffnung des Senders, ist keine Rede mehr. Ebenso ist Dauertalker und Teenie-Schwarm Andreas Türck, der Musik- statt Talkkarriere machen wollte, weg vom Fenster.

Auch die einst als Talk-Queen Nummer eins gefeierte Margarethe Schreinemakers, deren privates Vermögen sie über die Bildschirm-Abstinenz hinweg tröstet, findet keinen Weg ins TV zurück - der Versuch, die Abspeck-Show "Big Diet" für RTL II zu moderieren, scheiterte.

Milena Preradovic, früher bei RTL und SAT.1 täglich präsent, wurde mit dem Ende des Quizbooms davongespült. Gleiches gilt für den Talker Ricky Harris von SAT.1, und selbst für Hans Meiser bei RTL, der zwar noch mit dem "Notruf" präsent ist, aber in diesem Sommer kein "Quiz 21" mehr für RTL bestreitet. Und ob Thomas Elstner, im Herbst 2002 die große ARD-Showhoffnung, wieder ins Fernsehen zurückkehrt, ist nach dem Ende von "Was passiert wenn...?" mehr als fraglich.

Die Ursachen liegen auf der Hand. Wer prominent und mit einem TV-Format erfolgreich ist, verlässt ungern seinen Platz an der Sonne.

Die Allzweckwaffen

Wer es dennoch tut, riskiert den Absturz. Jüngere Moderatoren erobern mit neuen Formaten den Bildschirm. Bei manchen Sendern herrscht ohnehin Enge, weil die Programmanbieter auf wenige Moderatorenfiguren zurückgreifen, die aber für diverse Formate eingesetzt werden: zum Beispiel Günther Jauch bei RTL, der genauso als Allzweckwaffe seines Senders gilt wie ARD-Mann Jörg Pilawa, der vom Vorabendquiz bis zur Samstagabendshow mehrere Aufgaben erledigen muss.

Auch die immer schneller werdende Rotation der Genres macht es manch Prominentem schwer, sich den neuen Verhältnissen anzupassen. Die vielen Comedyshows dominieren - anders als noch vor wenigen Jahren - den Freitagabend bei SAT.1 und RTL und den Montagabend bei ProSieben.

Und selbst innerhalb des Genres herrscht Gedränge: Heute haben Typen wie Kaya Yanar, Axel Stein und Kalle Pohl das Sagen - wer mag da noch an Mirco Nontschew denken, der für sein eigenes SAT.1-Comedyformat "Mircomania" vor zwei Jahren schon vorab die Silberne Rose von Montreux erhielt, bei der anschließenden Ausstrahlung im Fernsehen aber den Nerv des Publikums offenbar nicht traf. Immerhin hilft er jetzt ab Juli in einer ARD-Show aus.

Auch Werbe-Ikone Verona Feldbusch hat seit längerem kein TV-Format mehr präsentiert. Was nach der Geburt ihres Kindes im Herbst sein wird, ist gegenwärtig noch offen.

(sueddeutsche.de/dpa, von Carsten Rave)

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