IT-Branche:Kein Bedarf mehr an fremden Experten

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17.000 ausländische IT-Spezialisten sind bislang mit einer Greencard nach Deutschland gekommen. Dieses Jahr endet das Projekt.

Vor vier Jahren, als die IT-Branche noch boomte, schien die Greencard-Regelung gerade zur rechten Zeit zu kommen, um deutschen Unternehmen die globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Mit dem Sofortprogramm sollte der noch hohe Fachkräftebedarf der Branche gedeckt werden. Doch nach gut einem Jahr war die Euphorie dahin.

Die Zahl der Bewerber aus dem Ausland nahm rapide ab. Mancher gut ausgebildete IT-Experte fand sich hierzulande auf der Straße wieder. Im Zuge der schon 2000 absehbaren Ernüchterung auf dem IT-Markt führte die steigende Arbeitslosigkeit dazu, dass zahlreiche Greencard-Inhaber Deutschland frühzeitig den Rücken kehrten.

Wie viele diesen Schritt bis jetzt taten, ist nicht bekannt. Fest steht jedoch, dass in den vergangenen vier Jahren rund 17.000 IT- Spezialisten eine Arbeitserlaubnis zugesprochen wurde, wie die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Bonn berichtete. Die Regierung hatte 20.000 Greencards als Maximum ausgelotet. In den Anfangsjahren hatte es pro Monat noch bis zu 1000 Arbeitskräfte, vornehmlich aus Osteuropa und Indien, nach Deutschland gezogen. Heute schreckt die schlechte Lage auf dem IT-Arbeitsmarkt viele potenzielle Bewerber ab.

Die hohe Arbeitslosenquote in der IT-Branche veranlasst die Arbeitsagenturen, die wenigen freien Stellen nicht mehr mit Anwärtern aus dem Ausland zu besetzen, "sondern die vorhandenen Greencard- Inhaber so gut es geht wieder in Lohn und Brot zu bringen". Eva Maria Kuhn vom IT-Sonderteam der (ZAV) erklärt: "102 sind momentan gemeldet - da gibt es noch alle Hände voll zu tun."

Das Projekt "Greencard" war eigentlich schon im vergangenen Jahr ausgelaufen. Trotz schwacher Konjunktur verlängerte die Regierung das Programm jedoch bis Ende 2004, um den Zeitraum bis zum Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes zu überbrücken. Ab 2005 soll dann zwar nicht mehr aktiv geworben werden. Stattdessen sollen gezielt ausländische Spitzenkräfte ins Land kommen, falls freie Stellen von Deutschen oder EU-Bürgern nicht belegt werden können.

"Hauptsache Arbeit"

Ausländische IT-Spitzenkräfte werden wohl auch in Zukunft benötigt. "Das Interesse an fähigen Leuten ist weiter da. Die Lage wird sich sicherlich auch wieder bessern", erläutert Kuhn. "Langfristig wird die IT-Branche auf jeden Fall wieder interessant werden." Diejenigen Greencard-Inhaber, die zur Zeit ohne Arbeit sind, kümmert momentan aber nur ihre gegenwärtige, oft schmerzliche Lage.

Die Fachkräfte dürfen eine Beschäftigung nur im IT-Bereich ausüben. Eine arbeitslose Arbeitskraft aus dem Ausland, die weniger als zwölf Monate in Deutschland beschäftigt war, erhält Arbeitslosengeld und hat drei Monate Zeit, eine neue Arbeit zu finden. Die neuen Zumutbarkeitsregelungen gelten auch für sie.

Der aus Algerien stammende Abdel Malek Belhadj arbeitete bis Januar 2004 für ein Hamburger Unternehmen. Seitdem er arbeitslos wurde, bemüht er sich vergeblich um eine neue Stelle.

Mittlerweile ist er bereit, für ein gutes Angebot das Land zu wechseln. ""n Deutschland habe ich zwar zahlreiche Angebote erhalten - die waren aber allesamt schlecht bezahlt." Eine "schwierige Zeit mit vielen Entbehrungen" hat seit seiner Entlassung auch ein Greencard-Inhaber aus Koblenz. "Seit Januar bin ich auf Arbeitssuche. Jetzt endlich bekomme ich einige interessante Angebote." Dem diplomierten Informatiker wurde Ende vergangenen Jahres betriebsbedingt gekündigt.

Nun bemüht er sich im gesamten Bundesgebiet um eine Stelle - trotz Familie und Umzugskomplikationen. Er sei auch bereit gewesen, teilzeitlich zu arbeiten oder weniger gut bezahlte Stellen anzunehmen: "Hauptsache Arbeit." Entlassungen brauchen andere ausländische Spitzenkräfte aber wohl weniger zu fürchten. Kuhn sagt: "Die meisten Arbeitgeber sind mit den Greencard-Inhabern zufrieden und möchten sie auch gerne länger beschäftigen."

© dpa, von Johannes Spätling - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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