Interview mit Doris Ahnen:"Wir kämpfen um jeden Euro"

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Mit Standards hat die Kultusministerkonferenz (KMK) auf die schlechten Pisa-Ergebnisse von 2001 reagiert. Die rheinland-pfälzische Kultusministerin Doris Ahnen (SPD) ist derzeit KMK-Präsidentin.

SZ: Der neue OECD-Bericht stellt der Politik kein gutes Zeugnis aus. Hat die KMK versagt?

Doris Ahnen verweist auf Reformen der KMK. (Foto: Foto: dpa)

Ahnen: Nein. So viele Reformen, wie seit Pisa auf den Weg gebracht worden sind, gab es doch jahrzehntelang nicht. Wir haben Standards beschlossen und damit auch eine regelmäßige Kontrolle der Leistung von Schulen und Schülern. Und in den vergangenen Jahren ist der Anteil der Studienanfänger gestiegen.

SZ: Bei den Investitionen in Bildung ist Deutschland zurückgefallen.

Ahnen: Wir beraten gerade unseren Haushalt in Rheinland-Pfalz - und es wird wieder mehr Geld für Bildung geben. Gerade in schwierigen Zeiten muss man in diesen Bereich investieren. Auch die Kollegen der anderen Länder kämpfen um jeden Euro.

SZ: Die Zahlen sprechen dagegen.

Ahnen: Die OECD-Zahlen stammen aus 2001. Seitdem hat sich viel getan, aber weitere Anstrengungen sind nötig.

SZ: Der Bericht kritisiert vor allem die geringe Achtung des Grundschulbereichs: Hierfür gebe der Staat zu wenig aus, Kinder hätten zu wenig Unterricht.

Ahnen: In Finnland haben die Grundschulkinder auch nicht mehr Stunden - trotzdem hat das Land bei Pisa gut abgeschnitten. Genauso wichtig sind also die Inhalte des Unterrichts. In Rheinland-Pfalz haben wir 1998 mit der Einführung der vollen Halbtagsschule die Stundentafel ausgeweitet. Damals übrigens wurde diskutiert, ob man das kleinen Kindern zumuten kann. Jetzt ist es allgemein akzeptiert. Aber wir haben im Grundschulbereich sicher Nachholbedarf.

SZ: Der OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher sagt, es ist nicht genügend passiert. Haben Sie vielleicht ein Vermittlungsproblem?

Ahnen: Manchmal werden wir inzwischen kritisiert, dass wir bei den Reformen zu schnell sind. Deshalb halte ich die Kritik von Herrn Schleicher für nicht gerechtfertigt. Es gibt derzeit einen immensen Umsetzungsdruck. Wir als Kultusminister müssen die Balance finden zwischen schnellen Reformen, aber auch der Unterstützung für die Lehrer, damit die Reformen auch umgesetzt werden.

Die Fragen stellte Jeanne Rubner.

© Süddeutsche Zeitung vom 15.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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