Iglu-Studie:Lese-TÜV an Grundschulen

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Heute erscheinen die Ergebnisse der neuen Iglu-Studie, einer Art Pisa-Test für Grundschüler. Politiker und Pädagogen hoffen, dass die Ergebnisse nicht peinlich werden.

Tanjev Schultz

Die Leistungen der Grundschulen rücken an diesem Mittwoch in den Mittelpunkt der deutschen Bildungsdebatte. Erwartet werden die Ergebnisse der neuen Iglu-Studie, einer Art Pisa-Test für Grundschüler. In weltweit 45 Staaten und Regionen haben Forscher im vorigen Jahr die Lesefähigkeiten am Ende der vierten Klasse untersucht. Politiker und Pädagogen hoffen erneut auf gute Resultate, nachdem Deutschland in einer früheren Iglu-Studie, die 2003 veröffentlicht wurde, im oberen Drittel der Teilnehmerstaaten landete. Die Deutschen hatten damit in Iglu besser abgeschnitten als in den Pisa-Studien, in denen 15-Jährige getestet werden. Iglu ist die Abkürzung für Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung.

(Foto: Foto: iStockphoto)

Iglu sei bisher noch zu wenig beachtet worden, sagt Horst Bartnitzky, Vorsitzender des Grundschulverbands, einer Fachvereinigung von Pädagogen und Schulen. Es müsse mehr darüber diskutiert werden, weshalb viele Grundschüler noch gute Leistungen zeigten, in höheren Klassen aber den Anschluss verlören. Der Übergang zwischen Grund- und weiterführenden Schulen verlaufe oft nicht optimal, sagte Bartnitzky.

Migranten und Kinder aus armen Familien müssen besser gefördert werden

In der Iglu-Studie 2003 hatte das deutsche Forschungsteam betont, die Grundschule habe eine "zentrale Förder- und Ausgleichsfunktion". Die deutschen Viertklässler bräuchten internationale Vergleiche nicht zu scheuen. In den Leseleistungen lagen die Deutschen im Durchschnitt auf der Höhe der anderen EU-Staaten, weltweit betrachtet im oberen Leistungsdrittel. An der Spitze standen Schweden, die Niederlande und England. An der Studie hatten damals 35 Staaten teilgenommen, Pisa-Sieger Finnland war nicht dabei und wird auch in diesem Jahr fehlen.

Die Viertklässler, deren Alter international zwischen neun und elf Jahren variiert, beantworten in den Iglu-Studien Fragen zu literarischen Schriften und zu Sachtexten. Es werden dabei fünf "Kompetenzstufen" unterschieden. Schüler, die die höchste Stufe erreichen, können in den Texten nicht nur Informationen finden und miteinander verbinden, sondern auch zentrale Punkte erläutern und abstrakte Überlegungen anschließen.

Im Vergleich zu den deutschen Pisa-Ergebnissen war in Iglu 2003 das Leistungsgefälle zwischen guten und schlechten Lesern weniger groß. Doch auch die Grundschulstudie legte nahe, dass vor allem Migranten und Kinder aus armen Familien noch besser gefördert werden müssten. Die Studie zeigte außerdem, dass die Schullaufbahn-Empfehlungen am Ende der vierten Klasse oft nicht den gemessenen Leistungen entsprachen. Schüler aus (bildungs-)armen Familien hatten selbst bei gleichen Leseleistungen und gleichen kognitiven Fähigkeiten deutlich schlechtere Chancen, für ein Gymnasium empfohlen zu werden, als Kinder aus oberen Schichten.

Während Pisa von der OECD getragen wird, ist Iglu ein Projekt der internationalen erziehungswissenschaftlichen Vereinigung IEA. In Deutschland koordiniert Wilfried Bos vom Institut für Schulentwicklungsforschung an der Universität Dortmund die Iglu-Studie. Weltweit ist sie unter dem Namen "Pirls" bekannt (Progress in International Reading Literacy Study). Kommende Woche wird auch eine neue Pisa-Studie erscheinen.

© SZ vom 28.11.2007/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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