Hochschule:Das 126.000-Euro-Studium

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Studieren auf Pump wird teuer. Wie erste Modellrechnungen zeigen, würden für ein Volldarlehen nach dem Examen monatliche Rückzahlungen von 350 Euro anfallen.

Ein Studium ausschließlich auf Volldarlehen kann junge Menschen nach dem Examen teuer zu stehen kommen. Das zeigen Modelle der staatlichen KfW-Bankengruppe und interne Berechnungen der Bundesregierung, die der dpa vorliegen. Bei einem zehnsemestrigen Studium, vollfinanziert durch einen Kredit für Studiengebühren und Lebensunterhalt, müssen Studenten mit einer Rückzahlsumme zwischen 65.000 und 90.000 Euro rechnen - je nachdem, ob der Staat Zinsrisiko und Ausfallbürgschaft übernimmt. Im Extremfall könnten es sogar bis zu 126.000 Euro werden - abzuzahlen nach dem Examen mit Monatsraten von jeweils 350 Euro.

(Foto: Foto: dpa)

Mehrere Unionspolitiker möchten nicht nur Studiengebühren sondern auch das Bafög künftig über private, zu verzinsende Volldarlehen abwickeln. Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) hatte dazu in Absprache mit CDU-Kollegen bei der KfW-Bank Modelle für Bildungskredite entwickeln lassen. Ex-Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) war Mitte der 90er Jahre am Widerstand der Länder bei dem ähnlichen Versuch gescheitert, das Bafög auf Volldarlehen mit Zinsen umzustellen.

Bayern und Baden-Württemberg, die nach dem Urteil des Verfassungsgerichtes zügig Studiengebühren einführen wollen, suchen weiter nach Möglichkeiten einer sozialen Abfederung.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte der Süddeutschen Zeitung: "Wir stellen sicher, dass jeder, der studieren will, auch studieren kann." Wie ein Stipendien- und Darlehensmodell aussehen könnte, ließ der CSU-Vorsitzende aber offen. Die Gebühren sollten voll den Hochschulen zugute kommen. Kein Euro gehe in den Staatshaushalt, versicherte Stoiber.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) wandte sich im Focus gegen pauschale Studiengebühren. "Wenn wir Wettbewerb wollen, macht nach meiner persönlichen Überzeugung eine einheitliche Gebühr wenig Sinn". Gute Qualität dürfe auch teurer sein.

Das SPD-Präsidium wird an diesem Montag versuchen, in dem Streit um die Einführung von Studiengebühren ein einvernehmliches Vorgehen von Bundesregierung und SPD-Ländern abzustimmen. Die Koalition hat es bisher strikt abgelehnt, etwa durch eine Bafög-Erhöhung oder durch Ausfallbürgschaften bei Krediten die Gebührenpläne der Unionsländer zu unterstützen.

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) sagte der Welt am Sonntag: "Die Grundfinanzierung ist verfassungsrechtlich den Ländern zugewiesen".

Nordrhein-Westfalens Wissenschaftministerin Hannelore Kraft (SPD) sagte der dpa, die Gebührenpläne der Union träfen nicht nur einkommensschwache Familien. "Das geht bis in den Mittelstand hinein. Jede Familie mit Normaleinkommen, die heute ein bis zwei Kinder in der Ausbildung hat, weiß, worüber ich rede." Dies gelte erst recht für die noch weitergehenden "Horror-Kreditmodelle" eines Bafög- Volldarlehens. "Wie sollen junge Menschen mit einem solchen Schuldenberg nach dem Examen etwa noch Kredite für eine berufliche Selbständigkeit bekommen?"

Die KfW errechnete neben ihrem Modell einer Studien- Vollfinanzierung auch kleinere Unterstützungskredite zur Überbrückung von Notlagen. In der Vorlage der Bank wird der aktuelle Bezug auf den Streit um Studiengebühren vermieden.

In einem Vermerk des Bildungsministerium heißt es dazu, das KfW-Modell könne allenfalls als Ergänzung für bestimmte Situationen - wie ein Auslandspraktikum - sinnvoll sein. Eine Alternative zum Bafög sei dies aber nicht.

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