Führungszeugnis für Erzieher:Besserer Schutz vor Missbrauch

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Bewerber, die in kindernahen Berufen arbeiten wollen, sollen künftig ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) will Beschäftigte in kinder- und jugendnahen Berufen künftig genauer überprüfen. "Wir arbeiten daran, für alle Berufszweige, in denen die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt steht, ein erweitertes Führungszeugnis einzuführen", sagte Zypries der Passauer Neuen Presse.

Spielplatz: Bisher können Arbeitgeber von Bewerbern zwar ein Führungszeugnis verlangen, sie erfahren darin jedoch nicht unbedingt etwas von Vorstrafen. (Foto: Foto: ap)

Damit solle verhindert werden, dass verurteilten Sexualtätern beruflich ein intensiver Umgang mit Kindern und Jugendlichen ermöglicht werde. Sie ist sich darin einig mit dem Vorsitzenden der Justizministerkonferenz, dem Niedersachsen Bernd Busemann (CDU), der das bereits vergangene Woche angekündigt hatte.

"Nach jetzigem Recht können sich Menschen zum Beispiel mit pädophilen Neigungen ganz gezielt Arbeitsfelder mit Kontakten zu Kindern und Jugendlichen suchen", sagte Zypries. Von Verurteilungen wegen Sexualdelikten mit geringem Strafmaß - etwa Exhibitionismus, Verbreitung von Kinderpornografie oder Ähnlichem - erfahre der Arbeitgeber nämlich auch dann nichts, wenn er ein Führungszeugnis einhole. "Das wollen wir ändern", so die Bundesjustizministerin.

Erzieher, Sporttrainer und Tagesmütter betroffen

Ein entsprechender Gesetzentwurf werde derzeit in der Bundesregierung abgestimmt. Im Januar solle er vom Kabinett beschlossen werden. Von der Neuregelung könnten Erzieher, Mitarbeiter von Jugendheimen, Schulbusfahrer, Sporttrainer oder Tagesmütter betroffen sein.

Bisher können Arbeitgeber von Bewerbern zwar ein Führungszeugnis verlangen, darin werden aber bestimmte Jugendstrafen, erstmalige Verurteilungen zu Geldstrafen bis zu 90 Tagessätzen oder zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten oder weniger nicht erfasst.

Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden im Jahr 2007 1548 Fälle von sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen und 12.772 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Erst im August dieses Jahres wurden in einer Berlinem Jugendheim für Kinder aus Problemfamilien ein Erzieher des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Der 47-Jährige soll sich an drei elfjährigen Jungen vergangen und seine Taten auf Video aufgezeichnet haben.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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