Flugbegleiter:Stressiger Job über den Wolken

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Flugbegleiter müssen belastbar und flexibel sein - auch bei der Jobsuche.

Stewardessen sind immer unterwegs und lernen die Welt kennen. Doch dafür müssen sie auch viel Stress in Kauf nehmen.

Stewardessen brauchen Geschick im Umgang mit Menschen. (Foto: N/A)

"Flugbegleiter haben sehr wechselhafte Arbeitszeiten. Außerdem können Zeit- und Klima-Unterschiede sehr belastend sein", erklärt Peter Jacobus, Pressesprecher der Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) in Walldorf bei Frankfurt. Auch Wolfgang Lorenz, Ausbildungsleiter für den Bereich "Customer Services" bei der zum Preussag-Konzern gehörenden Hapag Lloyd Flug in Hannover, weist darauf hin, dass körperliche und psychische Fitness erste Voraussetzungen sind: "Vor der Ausbildung müssen alle Flugbegleiter einen Gesundheitstest machen. Bestimmte Krankheiten können ein Ausschlusskriterium für den Beruf sein."

Wer trotz absehbarer Strapazen gerne beruflich abheben möchte, muss derzeit mit einem angespannten Arbeitsmarkt rechnen. Die großen Fluggesellschaften haben noch mit den Folgen des 11. September zu kämpfen. "Lufthansa stellt momentan keine neuen Flugbegleiter ein. Allerdings können sich Interessenten auf eine Warteliste setzen lassen", sagt Amélie Lorenz, Pressesprecherin der Lufthansa (LH) in Frankfurt.

Hoffnung auf neue Stellen

Allerdings nimmt die Kranichflotte zehn der insgesamt 43 nach dem 11. September stillgelegten Flugzeuge zum Sommer wieder in Betrieb - mit der Folge, dass auch wieder Kabinenpersonal eingestellt wird, "wo es benötigt wird", heißt es in der LH-Zentrale.

Eine Besserung der Lage scheint also absehbar, obwohl der Reiseboom noch nicht wieder gänzlich aufgelebt ist. Ryanair und Hapag Lloyd haben ihren Einstellungsstopp wieder aufgehoben. Air Berlin hatte sogar durchgehend neue Flugbegleiter rekrutiert.

Wer einen der begehrten Ausbildungsplätze bekommen will, muss zunächst die Vorauswahl bestehen. "Ein guter schulischer Abschluss, eine Berufsausbildung im Dienstleistungssektor und Fremdsprachenkenntnisse in Englisch und einer weiteren Sprache sind optimale Voraussetzungen", sagt UFO-Sprecher Peter Jacobus.

Die Auswahlverfahren der Fluggesellschaften sind unterschiedlich. Bei der Lufthansa durchläuft ein Bewerber ein zweistufiges Verfahren. Wer bei einem 15-minütigen Telefonat mit dem Bewerber-Call-Center von seiner Berufsmotivation, Serviceorientierung und seinen Kenntnissen im Englischen überzeugt, wird nach Frankfurt eingeladen, erzählt Elke Wagenpfeil, Servicemanagerin Personalmarketing bei der Lufthansa: In einer Gruppenübung zeigt sich hier die Teamfähigkeit der Bewerber.

Die Persönlichkeit zählt

Außerdem gibt es ein persönliches Gespräch, um die Bewerber näher kennen zu lernen. Es wird teilweise auf Englisch geführt. Neben dem gepflegten Äußeren werde vor allem auf die Persönlichkeit des Bewerbers geachtet, so Wagenpfeil: "Als Flugbegleiter steht man im ständigen Kontakt zu Menschen. Bewerber sollten sehr kontaktfähig, service- und teamorientiert sein. Auch Umgangsgeschick mit Menschen, Flexibilität und Belastbarkeit sind wichtig."

Kurze Zeit nach dem Auswahlverfahren erfährt der Bewerber, ob er einen Vertrag angeboten bekommt. Dann folgen zwischen fünf und neun Wochen Ausbildungszeit.

"Obwohl es sich nicht um einen anerkannten Ausbildungsberuf handelt, gibt es weltweite Richtlinien zur Flugbegleiterausbildung", so Lorenz. Auf dem Lehrplan stehen bei Hapag Lloyd Schulungseinheiten zu Sicherheit, Teamarbeit, Passagierbetreuung, Erster Hilfe, gastronomischem Service und technischen Daten.

Notsituationen werden in Flugzeugnachbauten simuliert: "In Gefahrensituationen müssen alle Handgriffe und Verfahren genau sitzen. Die Sicherheit der Passagiere hängt auch von der schnellen Reaktion der Flugbegleiter ab, sollte ein Feuer ausbrechen oder gar die Evakuierung der Gäste nötig sein."

Außerdem würden die Schulungen durch praktische Trainingsflüge begleitet, bei denen der Umgang mit den Passagieren und der Crew geübt werden kann, so Lorenz. Nach sechs Wochen findet dann ein abschließender Einweisungsflug pro geschultem Flugzeugtyp statt.

Halbes Jahr Probezeit

Frisch ausgebildete Flugbegleiter werden von den Unternehmen meist für ein halbes Jahr auf Probe eingestellt, bevor längere Verträge geschlossen werden. Der Verdienst sei bei jeder Airline verschieden, sagt Jacobus: "Durchschnittlich verdienen Flugbegleiter ungefähr 1400 Euro. Allerdings hängt der Verdienst von der Höhe des Grundgehalts, der Flugzulagen und des Nacht- und Feiertagsverdienstes ab." Wer die Karriereleiter aufsteigen wolle, könne Chef-Steward einer Crew werden oder die eigene Erfahrung in der Ausbildung weitergeben.

(sueddeutsche.de/dpa)

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