Eliteförderung an Hochschulen:Das kluge Prozent

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Bayern richtet Elitestudiengänge für hochbegabte Studenten ein. Aufgenommen wird nur, wer Einstellungen und Eigenschaften wie ein Spitzenathlet mitbringe, sagte Wissenschaftsminister Zehetmair.

Bayern startet als erstes Bundesland ein Programm zur Eliteförderung an Hochschulen. Wissenschaftsminister Hans Zehetmair (CSU) kündigte am Mittwoch in einer Regierungserklärung vor dem Landtag die Einrichtung spezieller Studiengänge für Hochbegabte an. Vorgesehen sind zudem internationale Doktorandenkollegs, der Aufbau eines "Elitenetzwerks" sowie der Ausbau der Hochbegabtenförderung.

"Hilfe zur Selbsthilfe"

SPD und Grüne warfen der CSU-Staatsregierung vor, mit dem Programm die "Normalstudenten" zu vernachlässigen. Zehetmair sagte, der Freistaat wolle mit der Qualifizierung seiner besten Studenten weiter zur internationalen Spitze aufschließen. Derzeit gehe ein Drittel aller Absolventen, die in Deutschland promoviert hätten, für immer ins Ausland: "Unser Konzept ist auch eine Hilfe zur Selbsthilfe."

Das Programm soll bereits im Sommersemester starten. Es richtet sich zunächst pro Jahr an 2000 Studierende und 120 Nachwuchswissenschaftler. Das entspricht etwa einem Prozent aller bayerischen Studenten.

Im Nachtragshaushalt 2004 sollen dafür 315 zusätzliche Stellen eingerichtet werden. Zudem sind für die nächsten fünf Jahre 14 Millionen Euro an Sachmitteln vorgesehen. Weiteres Geld soll von der Wirtschaft und den Universitäten kommen.

Intensive Betreuung

Geplant ist in einem ersten Schritt der Aufbau von insgesamt etwa 20 Elitestudiengängen an mehreren bayerischen Universitäten. Besonders leistungsfähige Studenten sollen in drei oder vier Semestern entweder ein Masterstudium durchlaufen oder einen Diplom-Teilstudiengang absolvieren. "Wer sich den Herausforderungen des Elitenetzwerks Bayern stellen will, muss Einstellungen und Eigenschaften mitbringen, die wir bisher nur aus der Welt des Sportes bei Spitzenathleten kennen", sagte Zehetmair.

Die Internationalen Doktorandenkollegs, vorerst insgesamt zehn, sollen zu rund einem Fünftel mit ausländischen Wissenschaftlern besetzt sein. Durch intensive Betreuung wird eine möglichst kurze Promotionszeit angestrebt.

Die persönliche Förderung erfolgt nicht über ein Stipendium, sondern über eine Stelle in der Wirtschaft oder der öffentlichen Verwaltung. Zudem sollen nach Angaben von Zehetmair die Universitäten enger als bisher mit anderen Forschungseinrichtungen und Spitzenuniversitäten aus dem Ausland zusammenarbeiten.

Die Opposition begrüßte das Vorhaben zwar grundsätzlich, warnte aber vor einseitiger Auslese. Der SPD-Abgeordnete Wolfgang Vogel sprach von einem "wahlkampfbedingten Wolkenkuckucksheim". In den Massenstudienfächern gebe es mit einem Professor auf bis zu 300 Studenten noch enormen Nachholbedarf: "Elitestudiengänge drängen die Normalstudierenden und -promovierenden an den Rand."

Die Grünen-Abgeordnete Ulrike Gote mahnte eine möglichst große Durchlässigkeit an: "Wir wollen keine neuen elitären Clubs, keine neuen Seilschaften, keine weitere Verfilzung - davon haben wir in Bayern schon genug."

(sueddeutsche.de/dpa)

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