Debatte im Bundestag über Generation Praktikum:Politiker wollen Praktikanten schützen

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Bundestagsfraktionen wollen die Ausbeutung von Praktikanten begrenzen. Die Frage ist bloß wie.

Angela Köckritz

In Italien hat sich die Generation Praktikum bereits einen eigenen Schutzpatron geschaffen: "San Precario", einen pausbäckigen Heiligen, der sich mit unterbezahlten Jobs verdingt, zuweilen schwarz arbeitet und einer unsicheren Zukunft entgegensieht - kurzum, dem es nicht anders ergeht als seinen jungen Anhängern.

Auch in Deutschland regt sich Protest gegen die Ausbeutung gut ausgebildeter Dauerpraktikanten. Im Sommer unterzeichneten mehr als 40000 Menschen im Internet eine Bundestagspetition. Sie forderten, dass Praktika von Hochschulabsolventen nach drei Monaten in ein reguläres Arbeitsverhältnis umgewandelt werden sollten. Eine zweite Online-Petition der DGB-Jugend vom Januar brachte es auf über 60000 Unterschriften. Sie sprach sich zudem für eine Mindestvergütung von 300 Euro aus.

Die Petitionen blieben nicht ohne Folgen, am Donnerstag stand die Regelung von Praktika erstmals als eigener Tagesordnungspunkt auf der Agenda des Bundestages. Die Linksfraktion und die Grünen haben zwei gesonderte Anträge eingebracht, mit denen sich nun der Ausschuss für Bildung befassen wird. Zwar sprechen sich beide Fraktionen für die zeitliche Begrenzung und die Bezahlung von Praktika aus. Doch während die Grünen auf Selbstverpflichtung setzen, fordert die Linksfraktion gesetzliche Regelungen.

"Abzocker des Jahres"

"Praktika dürfen kein Vorwand sein, um berufsrechtliche Bestimmungen auszuhebeln", sagte Bundestagsabgeordnete Cornelia Hirsch von der Linken. Mit der Selbstverpflichtung der Arbeitgeber komme man nicht weiter, das habe "der Ausbildungspakt gezeigt." Kai Gehring von den Grünen setzt indessen auf eine tarifliche Vereinbarung. "Gleich den Holzhammer herauszuholen, bringt uns nicht weiter", sagte er in Anspielung auf Hirschs Vorschlag. Praktika müssten besser in die Studiengänge integriert werden, forderte Gehring. Darüber hinaus soll ein unabhängiges Qualitätszertifikat faire Praktikastellen auszeichnen.

"An und für sich ist ein Praktikum eine gute Sache. Nur fair muss es sein", sagt Frank Schneider, Vorsitzender des Vereins Fairwork. Das sei jedoch längst nicht jedes Praktikum. Der Verein wird Ende der Woche "den Abzocker des Jahres" küren: Ein Unternehmen, das für jeden Job, den es vergibt, ein dreimonatiges unbezahltes Probepraktikum verlangt.

© SZ vom 19.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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