Bildungsforscher über Lehrer:Sie wissen, dass sie inkompetent sind

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Laut einer Untersuchung des Frankfurter Bildungsforschers Rauin werden ungeeignete Studenten entgegen besseren Wissens Lehrer. Nun verlangt er Schadensbegrenzung.

Der Bildungsforscher Udo Rauin ist für eine Abschaffung des Beamtenstatus' für Lehrer, um die Zahl inkompetenter Pädagogen zu reduzieren. Es gebe viele für das Lehramt ungeeignete Studierende, die wegen der Sicherheit des Beamtenstatus' Lehrer werden wollten, sagte Rauin der Nachrichtenagentur AP: "Man müsste den Beamtenstatus tatsächlich abschaffen, um wenigstens die schlimmsten Übel zu vermeiden." Auch bei den Referendariatsprüfungen müsse man "mutiger als bisher den Ungeeigneten den Zugang verweigern".

Viele angehenden Lehrern werden die Anforderungen zu wenig klar gemacht. (Foto: Foto: dpa)

Laut einer Langzeitstudie von Rauin gibt es bei Lehramtsstudierenden bereits frühzeitig starke Anhaltspunkte, dass jemand ungeeignet für den Beruf ist. Viele der untersuchten Studierenden hätten bei den Praktika gemerkt, dass sie inkompetent seien, "das hat sie aber nicht abgeschreckt". Die Anforderungen des Berufs würden während des Studiums zu wenig klar gemacht, "viele halten das tatsächlich für einen Halbtagsjob, für den man nicht viel machen oder wissen muss".

Zudem sehen die Studierenden laut Rauin oft in anderen Berufen keine Perspektive, da überwiegend schlechte Schüler sich für den Lehrberuf entschieden. "In den letzten 20 Jahren ist immer vor allem das untere Drittel eines Abiturjahrgangs Lehrer geworden."

Natürlich gebe es Ausnahmen und Bereiche, bei denen das nicht zutreffe, etwa bei Naturwissenschaften am Gymnasium. "Aber man kann sagen: Je niedriger die Schulform ist - also Grund-, Haupt- und Realschule - desto schlechter sind die Abiturdurchschnitte der Lehrer."

Rauin fordert mehr Studiengänge mit Doppelqualifikation, um zu verhindern, dass schlechte Referendare wegen fehlender Perspektiven aus Mitleid doch in den Schuldienst genommen werden. Zudem müsse man den strukturellen Problemen der Schulen mit einer veränderten Form der Einstellungsprozedur, positiven Anreizen und Evaluation begegnen.

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